Teamsport Handball – Spieler Portraits

Teil 3 – Kreisspieler

„Als klassische Kämpfertypen werden diejenigen Spielerinnen und Spieler bezeichnet, die ihre Position auf dem Handballfeld am Kreis finden. Die Position des Kreisläufers ist sehr vielfältig und gilt in der Abwehr und im Angriff als zentrale Position. Die körperliche Konstitution eines Kreisläufers ist hierbei die Voraussetzung für ein gelungenes Kreisläuferspiel. Zu den Hauptanforderungsbereichen zählen ein hohes Maß an Ganzkörperstabilität, verbunden mit einer hohen Maximalkraft. Inwieweit sich die Anforderungsbereiche eines Kreisläufers jedoch noch ausbauen lassen, schauen wir uns im Folgenden genauer an.“ 

AFBANGRIFFABWEHR
1Ausgeprägte Ganzkörper-
muskulatur und gut
ausgeprägte Maximalkraft
Einsatz auf einer zentralen
Abwehrposition (Zentrum, Halbverteidiger)
2.Variables Fangen (hoch, tief,
einhändig) von Bällen auch in
Drucksituationen
Gutes Blockverhalten gegen
Distanzwürfe
3.Variable SperrtechnikenEffektives Stellungsspiel und gutes Zweikampfverhalten im Spiel
1vs1
4.Sperren stellen, Sperren
täuschen, Hinterlaufen und
Gegenziehen
Gute Kooperationsfähigkeit
5. Repertoire an Wurf-varianten
(mit und ohne
Gegnerdruck)
 

AFB = Anforderungsbereiche
Quelle (abgeändert aus):  Kromer, 2015: Positionstraining. 

Die oben aufgeführten Anforderungsbereiche verdeutlichen die zentrale Position des Kreisspielers, welche eine Vielzahl an körperlichen Fähigkeiten voraussetzt. Sowohl die abwehrspezifischen als auch die angriffsspezifischen Anforderungen setzen Fähigkeiten in den Bereichen Athletik, Technik und Gegnerorientierung voraus.  

EXKURS SPERRSTELLUNG 

Im Folgenenden legen wir den Fokus auf den Technikerwerb im Bereich der Sperrstellung. Die Sperre gilt als DIE positionsspezifische Technik eines jeden Kreisspielers. Hierbei steht der Technikerwerb an oberster Stelle. Die maximale Effektivität einer Sperre kann nur dann erfolgen, sofern die zielführende Technik trainiert wurde. Das grundliegende Ziel einer Sperre? 

1. Aktive Kontrolle des Gegenspielers 

2. Dem Gegenspieler das Umlaufen/ Rumarbeiten bestmöglich erschweren. 

3. Dem Mitspieler Raum für eigene Aktion kreieren

4. Dem Mitspieler Raum für Anspiele (direkt, indirekt) kreieren 

FrontalsperreSchirmen
Gegenspieler wird mit der Brust gesperrt  manngedeckter Angreifer wird im Tiefenraum freigesperrtLaufweg (nach vorn) des Verteidigers wird blockiert  freie Wurfchance für den Rückraum
RückensperreFlankensperre
Sperren mit dem Rücken am GegenspielerSperren mit einer Körperseite (meist einhändiges Fangen)
 indirektes oder direktes Anspiel  indirektes oder direktes Anspiel 
 Wurfarmseite oder Wurfarmgegenseite Wurfarmseite oder Wurfarmgegenseite

EXKURS INDIVIDUALTAKTIK 

Auch ein Kreisspieler verfügt über ein individuelles, taktisches Handlungsrepertoie, welches es gilt, geschickt einzusetzen. Faktoren wie Ballbesitz, Bewegung ohne Ball und die Tornähe sind hier entscheidend. Im Folgenenden werden einige Kooperationsmöglichkeiten des Kreisläuferspiels aufgezeigt. 

  1. Freiräume anlaufen 

Hierbei bewegt sich der Kreisspieler in Torraumnähe aus einer ballfernen Position auf in Richtung Ballseite. Ziel ist es, durch schnelle Handlungsaktion einen Freiraum zwischen zwei Verteidigern anzulaufen. 

2. Hinterziehen

Das Hinterlaufen/ Hinterziehen eines Kreisspielers erfolgt meist an einem Verteidiger, der gerade gegen den Ballführer agiert.

3. Scheinsperre

Das Stellen einer Scheinsperre wird als Variation des Hinterziehens gesehen. Hierbei täuscht der Kreisspieler eine Sperre im Tiefenraum an, um sich dann mit einem Tempowechsel in Richtung Torraum abzusetzen. Auch hier wird meist ein gegen den Ballhalter agierender Spieler hinterlaufen. 

4.Gegenziehen

Hierbei agiert der Kreisspieler gegen die seitliche Bewegungsrichtung des Ballführers. Diese Bewegung „vom Ball weg“ ermöglicht das Anlaufen eines Raumes, in welchen sich noch kein Abwehrspieler wieder zurückgezogen hat. 

5. Sperre

In der Regel wird eine Sperre gegen einen Verteidiger gestellt, um so freie Räume für den Mitspieler zu kreieren. Mit einer direkten Sperre hindert der Kreisspieler den an der Aktion beteiligten Verteidiger, den Ballführer zu attackieren. Bei einer indirekten Sperre erfolgt die Sperre an einem benachbarten Verteidiger. 

6. Wechselsperre

Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus direkter und indirekter Sperre. Sie wird als Reaktion auf Bewegungen des Ballhalter angewendet. 

7.Schirm stellen 

Hierbei verhindert der Kreisspieler das Heraustreten des Verteidigers (also die Bewegung nach vorn). Diese Variante ermöglicht das Kreieren einer optimalen Wurfposition für die Rückraumspieler. 

MUST-HAVE-EXERCISE Kreisspieler für den eigenen Trainingskatalog 


Im Folgenden gibt es zwei Übungen, welche jeweils einen anderen Anforderungsbereich schulen und für jeden Trainingskatalog unerlässlich sind! 

Übung 1: Sperrstellung und Abdrehen (AFB: Technikerwerb)

Die KM Spieler starten seitlich an der 6m-Linie. Die Airbodys stehen entlang der 9m Linie (RL; RM, RR). Ein Rückraumspieler besetzt vorerst RL. Die KM Spieler starten mit etwas Abstand entlang der 6m-Linie. Auf Höhe des ersten Airbodys treten sie offensiv raus und gehen in eine Sperrstellung am Airbody. Die Seite ist ihnen frei überlassen. Nun erhalten sie von RL ein tiefes Anspiel, welches sie durch einmaliges Tippen umgehend zurückspielen. Im Anschluss daran, dreht sich KM über die jeweilige Schulter schnell ab und geht in die Sperre auf der anderen Seite des Airbodys. Diese hält er kurz und löst sich dann wieder in Richtung 6m-Kreis. Dieser Vorgang wiederholt sich dann an den jeweils anderen aufgestellten Airbodys. 

Bei der Sperrstellung achtet KM auf seine tiefere Körperausrichtung und vor allem auf seine Beinstellung. Das Timing von Anspiel und Sperre ist hier entscheidend. Die Airbodys können alternativ (falls Außenspieler vorhanden) auch auf den Außenpositionen platziert werden. Hier ist der Übungsleiter frei. 

Übung 2: Springen, Schieben, Erobern (AFB: Athletik)  

Die Kisten werden ähnlich wie in der vorigen Übung angeordnet. Die KM Spieler befinden sich hinter den Kisten. Zwei weitere Spieler befinden sich auf Torpfostenhöhe etwa an 7m. Ein RM Spieler als Anspieler.Die beiden KM Spieler starten zeitgleich mit Sprüngen über die Kisten. Auch hier können die Sprungarten wieder variiert werden (Einbeinig, einbeinig landen etc.). Im Mittelsektor angekommen versuchen beide KM Spieler den jeweiligen Gegenspieler auf ihrer Seite über die 9m Linie zu schieben. Die Gegenspieler geben möglichst viel Widerstand, lassen ein Schieben aber dennoch zu. Nach Erreichen der 9m-Linie gibt RM den Ball wieder frei und spielt ihn in den Sektor. Nun startet der Zweikampf. Nach dem Rausschieben des Gegenspielers sollen die KM Spieler sich explosiv in den offenen Raum absetzen. 

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