In diesem Artikel werden anhand einer Auftakthandlung einige daraus mögliche Spielsituationen dargestellt. Da es bei einer solchen Auftakthandlung für die Spieler wichtig ist, keinen alleinigen festen Plan im Kopf zu haben, sondern vielmehr auf das jeweilige Verhalten der Abwehr zu reagieren, sollten die unterschiedlichen Spielsituationen auch im Training aufgezeigt und durchgespielt werden. Unter der Nummer 1+2 werden daher unterschiedliche Szenarien der Abwehr aufgezeigt, unter den Nummern 3-5 ein mögliches Weiterspielen nach der Auftakthandlung.
0: Die Auftakthandlung
Aufstellung:
Der Angriff positioniert sich auf Links Außen, Rückraum Links und Mitte sowie mit einem Kreisläufer zwischen Hinten Rechts und Innen Rechts.
Die Abwehr besteht aus Außen Rechts, Hinten Rechts, Innen Rechts und Innen Links.
Ein Anspieler steht mit einer Ballkiste auf Rückraum Rechts.

Ablauf:
Rückraum Mitte spielt den Ball zu Rückraum Links (1), dieser zum Links Außen (2). LA steht dabei anspielbereit auf Höhe von 9m. Nach dem Pass zu LA kreuzen RL und RM ohne Ball (3). RM wird zu RL und erhält den Ball nach dem leeren Kreuzen von LA (4). Nach seinem Pass orientiert sich LA ein wenig in Richtung Spielfeldecke (5) und erhält den Ball zurück (6).
1:
Ablauf:
Nachdem RM auf Rückraum Links seine Position mit Blick zum Tor eingenommen hat, erhält er den Ball von LA (7). Er ist bereits im Spieltempo in Richtung Abwehr und IR gestoßen (8) und beobachtet dessen Verhalten. Der Kreisläufer hat seine Position an der Innenseite von HR eingenommen.
IR bleibt passiv, so dass RL sich für einen Torwurf (grün) oder die 1:1 Situation mit dem Durchbruchsversuch zwischen IR und IL (blau) entscheiden muss.

Coaching-Tipps:
Gelingt es dem Kreisläufer die Sperre gegen HR zu halten, so müsste IR seinem Mitspieler helfen, wodurch sich für RL eine Lücke zwischen IR und IL und durch ein Weiterspielen eine Überzahl auf der rechten Angriffsseite ergeben könnte. Vernachlässigt IR den Kreis und HR schafft es nicht, KM abzudecken, könnte hier eine Anspielmöglichkeit an den Kreisläufer bestehen.
2:
Ablauf:
Nachdem RM auf Rückraum Links seine Position mit Blick zum Tor eingenommen hat, erhält er den Ball von LA (7). Er ist bereits im Spieltempo in Richtung Abwehr und IR gestoßen (8) und beobachtet dessen Verhalten. Der Kreisläufer hat seine Position an der Innenseite von HR eingenommen.
IR ist in dieser Situation allerdings aktiv und greift RL an (grün). Aufgrund der nun etwas offensiveren Abwehr und der Position von KM könnte sich eine Anspielmöglichkeit an Kreis ergeben, sofern KM seine Sperre halten kann. Gewinnt RL die 1:1 Situation, wäre durch das notwendige Helfen von IL und einem Weiterspielen auf RM eine Überzahl auf der rechten Angriffsseite möglich.
Bleibt IR nach einem Abspiel von RL weiterhin offensiv, könnte sich auch ein Nachlaufen von KM ergeben, um hier den Pass von RM zu erhalten.
Sollte es sich ergeben, könnte KM sich auch von HR lösen und eine Außensperre bei dem nun offensiveren IR einnehmen. Erkennt RL dies, wäre eine Bewegung gegen die Hand und ein 2:2 mit Km im Zusammenspiel möglich.

Coaching-Tipps:
Die Spielsituationen 1+2 ähneln sich, bieten aber jeweils andere Herausforderungen für Rückraum Links. Im Training sollte daher darauf geachtet werden, dass die Abwehr den Angriff immer wieder vor eine neue Situation stellt, damit dieser das gemeinsame Timing und vor allem die Entscheidungsfähigkeit erlernt, auf das Verhalten des Abwehrspielers (hier: IR) zu reagieren. Die einzelnen möglichen Spielsituationen sollten vom Trainer aufgezeigt werden, so dass die Spieler auf die jeweiligen Möglichkeiten vorbereitet sind.
3:
Ablauf:
Nachdem RM auf Rückraum Links seine Position mit Blick zum Tor eingenommen hat, erhält er den Ball von LA (7). Er ist bereits im Spieltempo in Richtung Abwehr und IR gestoßen (8) und beobachtet dessen Verhalten. Der Kreisläufer hat seine Position an der Innenseite von AR eingenommen.
Hier läuft aber Links Außen schließlich nach (9) und erhält den Ball von RL zurück.

Coaching-Tipps:
LA muss mit seinem Laufweg und dann nach Erhalt des Balles versuchen, in die Lücke zwischen HR und IR zu stoßen. RL sollte es im besten Fall durch ein hohes Spieltempo gelungen sein, die Aufmerksamkeit von IR zu erhalten, so dass dieser beim Durchbruch von LA zu einer Gegenbewegung gezwungen wird. Schafft es KM in der Sperre zu bleiben, ergibt sich vielleicht auch das Zusammenspiel mit LA und KM.
4:
Ablauf:
LA spielt den Ball dieses Mal nicht zu RL sondern direkt zu RM (grün + blau). Der Kreisläufer hat seine Position zwischen IR und IL.

In einer ersten Variante erhält RM den Ball von LA bei einem geraden Lauf auf das Tor (blau), mit dem Versuch eines Durchbruches zwischen IL und HL. KM stellt in diesem Fall die Sperre an der Innenseite von HR (blau). Anstatt eines Durchbruches wäre auch ein Rückpass auf RL denkbar (rot). Dann könnte KM in die Wechselsperre gehen und die Sperre nun an der Innenseite von IL stellen (grün).
In einer zweiten Variante kommt RM den Ball entgegen (grün) und erhält diesen auf Höhe von IR. KM stellt in diesem Fall die Sperre an der Innenseite von IL (grün).
5:
Ablauf:
LA spielt den Ball erneut nicht zu RL sondern zu RM (7). Der Kreisläufer steht zwischen HR und IR. RM startet mit Ball (8) und beginnt eine Kreuzbewegung mit RL (9). Er läuft zunächst auf die Position Rückraum Links zurück (10), ist aber bereit, den Ball erneut von RL zurückzuerhalten (11). In dem Moment geht KM in die Sperre an der Außenseite von IR.
Ergibt sich aus dieser Situation kein Vorteil, könnte RL den Druck in die Gegenrichtung zur rechten Angriffsseite beginnen, in dem er den Weg zwischen IR und IL sucht. KM geht zeitgleich in die Wechselsperre und sperrt HR an der Innenseite.

Coaching-Tipps:
Die Abläufe unter den Nummern 3-5 müssen ebenfalls im Training durchgespielt werden, so dass alle Spieler ihre Anfangslaufwege kennen. Auch hier gilt, dass dies keine starren Spielzüge, sondern vielmehr der Situation angepasste Varianten sein sollen. Wird einige Male diese Auftakthandlung gewählt, so sollte es keine Überraschung für RM sein, plötzlich den Ball von LA zu erhalten. Und gleichzeitig sollte RM bereits im Training verschiedene Optionen durchgespielt haben, aus denen er dann im Spiel wählen könnte.
von Jens R. / Redaktion: Goetz&Media | Sport