Torwarttraining – Wurfmuster kennen, abrufen und anwenden

In diesem neuen Artikel steht weiterhin der Torwart im Mittelpunkt. Dieses Mal aber nicht mehr isoliert, wie in den beiden vorangegangenen Artikeln, sondern mit Aufgabenstellungen im Wurftraining mit der Mannschaft.

Zuvor lag der Schwerpunkt auf individuellen Übungen, die parallel zum Mannschaftstraining ausgeführt werden können. Einmal mit Handbällen und einmal mit alternativen Bällen, um etwas Abwechslung und andere Handlungsanforderungen einzubringen.

Neben diesen hier aufgezeigten Torwartübungen finden sich auf handballtraining.de noch eine ganze Reihe weiterer Übungen rund um diese Position mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten – https://handballtraining.de/thema/torwarttraining

Übung 1:

Aufstellung:

Die Spieler verteilen sich auf den jeweiligen Rückraumpositionen. Alle Spieler haben ein farbiges Leibchen an.

Ablauf:

Der erste Rückraumspieler passt den Ball zur Anspielstation, erhält den Ball zurück und wirft auf das Tor. Danach ist der nächste Rückraumspieler an der Reihe usw.

Coaching-Tipps:

Zunächst einmal sieht diese Übung wie ein Wurftraining aus dem Rückraum aus. Allerdings soll dies am Ende vielmehr eine kognitive Übung für den Torwart sein und als Training für die Auseinandersetzung mit möglichen festen Wurfmustern des Gegners dienen.

Jede Leibchenfarbe (1+2) steht für ein Wurfbild. So haben die Rückraumspieler die Aufgabe, konsequent in die für sie genannte Ecke oder Seite zu werfen:

  • Rot steht hier dafür, dass der Spieler von der Halbposition immer in die kurze Ecke wirft
  • Blau steht für die lange Ecke
  • Weitere Variationen mit nur rechts oben oder nur links unten etc. sind frei wählbar

Der Torwart weiß um die Bedeutung der Farben und muss sich entsprechend des Werfers, der gerade antritt, darauf einstellen.

Die Rückraumspieler können ihre Positionen wechseln, müssen ihrem Wurfbild aber treu bleiben.

Variation 1 – mit Bild:

Je nach Leistungsstand kann der Schwierigkeitsgrad angepasst werden. Hier befinden sich auf der Position Rückraum Mitte mehrere Spieler mit unterschiedlichen Leibchenfarben. Dies heißt für den Torwart, jeder Spieler hat seine Lieblingsecke. Möglicherweise auch in Abhängigkeit, ob der Spieler einen Sprungwurf oder Schlagwurf macht oder über welche Seite er kommt.

Variation 2: – ohne Bild:

Nicht nur aus dem Rückraum, auch von der Angriffsposition des Kreisläufers ist die Übung denkbar:

  • Der Kreisläufer erhält den Ball aus dem Rückraum, dreht sich zu einer Seite und wirft auf die ihm vorgegebene Seite.
  • Der Torwart muss sich anhand des Spielers und der gewählten Richtung der Drehung erinnern, welche Ecke der Spieler bevorzugt und wohin der Wurf nun wahrscheinlich gehen wird.
  • Sollte der Torwart jedoch zu früh und vorab zu deutlich die ihm bekannte Wurfseite abdecken, darf der Kreisspieler, spielnah, seine Wurfseite wechseln.

Variation 3 – ohne Bild:

Ebenso ist dieses Training für den Wurf vom Siebenmeter-Punkt möglich:

  • Der Torwart kennt die Lieblings-Ecke des Schützen beim ersten (oder auch zweiten) Wurf
  • Der Trainer muss darauf achten, dass der Torwart nicht zu früh die bekannte Ecke abdeckt
  • Der Torwart soll hierbei üben
    • dem Werfer neutral gegenüberzustehen, also keine Ecke anbieten, und sich dann aber mit 100%iger Überzeugung für die ihm bekannte Seite entscheiden
    • dem Werfer seine Lieblingsseite anzubieten, in dem er z.B.
      • etwas versetzt im Tor steht oder
      • ein Bein als Standbein offensichtlich anbietet, um dann bereit zu sein, mit dem Wurf das Standbein zu wechseln

Zusatzübungen für den Torwart nach dem Wurf – ohne Bild:

  • Bei gehaltenem Ball hat der Torwart die Aufgabe, ein Empty-Net-Goal auf das gegenüberliegende Tor zu erzielen
  • Bei erfolgreichem Wurf des Angreifers hat der Torwart die Aufgabe, den Ball schnell zu einem bereits an der Mittellinie wartenden Mitspieler für die Ausführung der schnellen Mitte zu passen

Übung 2:

Aufstellung:

Die Außenpositionen sind beide besetzt, ein Torwart steht im Tor. Ein Anspieler steht auf Höhe von 7m und zwei Ballempfänger im Halbfeld auf der Höhe der Rückraumpositionen Links und Rechts. Die Außenspieler haben jeweils einen Ball.

Ablauf:

Der Außenspieler (hier: Links Außen) spielt den Ball zum Trainer (1). Der Torwart nimmt unterdessen seine Position ein, in dem er sich ganz bewusst weiter weg vom kurzen Pfosten orientiert und somit die vom Werfer aus lange Ecke abdeckt und die kurze Ecke frei macht (2).

Der Außenspieler erhält den Ball zurück (3) und startet zum Wurf (4). Der Torwart beobachtet den Schützen und macht verdeckt bei Bedarf mit seiner Bewegung nach innen den freien Platz am kurzen Pfosten (5). Im Anschluss an den Wurf sprintet der Torwart zu einer Ballkiste hinter dem Tor (6), kehrt mit einem Ball in den Torkreis zurück (7) und erhält vom Trainer ein Zeichen (8), zu welchem der beiden Feldspieler er den Ball werfen soll (9).

Coaching-Tipps:

Der Torwart hat die Aufgabe, dem Werfer von Außen die kurze Ecke anzubieten und die lange Ecke so abzudecken, dass der Werfer im besten Fall keine andere Möglichkeit sieht, als die offene Ecke anzunehmen.

  • Der Außenspieler erhält durch den Trainer unterschiedliche Vorgaben und
    • muss entweder in die kurze Ecke werfen oder
    • muss in die lange Ecke werfen oder
    • hat die freie Wahl, welche Ecke er wählt
  • Für den Torwart ist es ein Erfolg, wenn er den Ball in der kurzen Ecke hält oder es dem Werfer nicht gelingt, den Ball in der für ihn langen Ecke unterzubringen. Der Torwart muss dabei auf den Werfer und seine Bewegung achten. Er muss den richtigen Moment trainieren, wo er die offene angebotene Ecke verschließt, sollte sich der Werfer dafür entscheiden.

von Jens R. / Redaktion: Goetz&Media | Sport

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