Vorteile der 5:1 Abwehr
Ein hoher Vorteil der 5:1 gegenüber einer 6:0-Deckung ist vor allem die erhöhte Chance auf einen Ballgewinn. Während die 6:0-Abwehr in den meisten Interpretationen nur auf Spielzerstörung durch Fouls und Verhinderung von Torchancen aus ist, ist die 5:1-Deckung bei guter Spielweise ein Grundstein für ein effektives Gegenstoßspiel.
Die „Ballgewinner“ sind dabei in erster Linie die beiden Außenverteidiger, aber auch der vorgezogene Abwehrspieler kann durch gutes Stellungsspiel Ballgewinne erzielen. Die beste Chance auf den Ballgewinn bietet sich hierbei, wenn die Rückraumspieler den gedeckten RM mit einem langen Pass überspielen müssen. Antizipiert der Außenverteidiger die Situation richtig, so ist er in der Lage den langen Pass mit einem Sprint abzufangen und unverzüglich zum Gegenstoß anzusetzen (s. Abb. 1). Gerade bei Rückstand in der Schlussphase kann eine Umstellung des Abwehrsystems auf 5:1 sehr hilfreich sein, um „das Ruder noch herumzureißen“.
Ein weiterer Vorteil der 5:1 Abwehr ist es, die Stärken wurfstarker Rückraumspieler einzuschränken. Durch die Unterbrechung des Spielflusses mit der vorgezogenen Deckung ist es der angreifenden Mannschaft kaum möglich Druck durch das einfache Stoßen weiterzugeben. Die Rückraumhalben müssen sich Chancen häufiger selbst erarbeiten, da der Druck vom RM nicht weitergegeben werden kann und das Kreuzen durch den vorgezogenen Spieler ebenfalls erschwert wird.
Nachteile der 5:1 Abwehr
Die Nachteile einer 5:1-Deckung liegen vor allem in dem zusätzlichen Raum, der sich den ungedeckten Spielern bietet. Angreifer, die hohe Fähigkeiten im Eins-Gegen-Eins besitzen können diese Stärke gegen ein 5:1-Deckung viel besser ausspielen, da der Abwehrverbund in Kreisnähe meist nicht die Kompaktheit einer 6:0-Deckung erreicht. Dadurch, dass lediglich 5 Spieler die Nahwurfzone verteidigen können wird das Deckungssystem anfällig für Kreisanspiele und Einläuferspielzüge.
Ein besonderer Schwachpunkt der Deckung ist der zentrale hintere Abwehrspieler. Während bei der 6:0 Deckung oft klare Aufgabenverteilungen zwischen den Spielern des Mittelblocks herrschen, ist der zentrale Blockspieler im 5:1-System ständig mit Entscheidungen über sein Abwehrverhalten konfrontiert. Hierfür werden nicht nur robuste, sondern vor allem taktisch intelligente Spieler benötigt, die in der Lage sind gegnerische Spielzüge zu lesen und die Abwehr zusammenzuhalten. Der „Abwehrchef“ ist hier wahrhaftig als solcher von Nöten, um das erfolgreiche Verteidigen zu ermöglichen.
Die Qualität der 5:1-Deckung ist im hohen Maße abhängig von Spielermaterial und Trainingsumfang. Ein Einüben der Abwehrtaktik sollte unbedingt vor der Saison stattfinden. Währen einer Saison bleibt oft nicht genug Zeit der Mannschaft neue Deckungsvarianten zu vermitteln.
Robert Nowacki