In wenigen Tagen, am 12. Januar nämlich, beginnt die Handball EM der Männer in Kroatien. Mit dem Beginn dieses Turniers startet für die Mannschaft des deutschen Handballbundes gleichzeitig die Mission Titelverteidigung. Ziel der Mannschaft von Trainer Christian Prokop ist es, den überraschenden Europameistertitel von 2016 zu wiederholen.
Dabei gibt es einige Stolpersteine, aber auch viele Hoffnungsschimmer. Wie vor jedem großen Turnier schauen wir auch dieses Mal auf den Kader und die Besonderheiten unseres Teams und versuchen zumindest eine Art Prognose für die EM-Aussichten der „Bad Boys“ zu geben.
Neuer Trainer – gleicher Stil
Für DHB-Coach Christian Prokop wird es das erste Turnier als Trainer der Bad Boys. Mit dieser Personalentscheidung wollte man beim DHB sicher weiter den Aufwärtstrend der letzten Jahre aufrechterhalten. Die parallelen zu Vorgänger Dagur Sigurdsson (mittlerwiele Trainer der japanischen Nationalmannschaft) sind offensichtlich.
Beide Coaches haben bereits in jungen Jahren in der Bundesliga viel erreicht und Mannschaften aus der zweiten Liga in der Bundesliga etabliert. Auch der demokratische Führungsstil beider Trainer scheint von außen vergleichbar.
Christian Prokop setzt zudem ähnlich wie Sigurdsson immer wieder auch auf recht unerfahrene junge Spieler und versucht diese frühzeitig an die Automatismen beim DHB heranzuführen.
Der Kader
Schaut man sich den Kader an, stehen die Vorzeichen doch besser als in den letzten beiden Jahren. Die Verletztenliste ist bei Weitem nicht so lang, wie dies 2016 oder bei der WM im vergangenem Jahr der Fall war.
Abgesehen von Christian Dissinger fehlt kein wirklicher Leistungsträger der vergangenen Jahre. Allerdings waren viele Akteure zuletzt auch angeschlagen und die hohe Turnierbelastung könnte wie so oft für böse Überraschungen und Personalrochaden sorgen.
Tor: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin), Andreas Wolff (THW Kiel)
Linksaußen: Uwe Gensheimer (Paris St. Germain HB/FRA), Rune Dahmke (THW Kiel)
Rückraum links: Finn Lemke (MT Melsungen),Marian Michalczik (TSV GWD Minden), Julius Kühn (MT Melsungen), Paul Drux (Füchse Berlin)
Rückraum Mitte: Niclas Pieczkowski (SC DHfK Leipzig), Steffen Fäth (Füchse Berlin), Philipp Weber (SC DHfK Leipzig)
Rückraum rechts: Kai Häfner (TSV Hannover Burgdorf), Fabian Wiede (Füchse Berlin), Steffen Weinhold (THW Kiel)
Rechtsaußen: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Tobias Reichmann (MT Melsungen)
Kreis: Jannik Kohlbacher (HSG Wetzlar), Patrick Wiencek (THW Kiel), Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen), Bastian Roscheck (SC DHfK Leipzig)
Torhüter – Qual der Wahl
Auf der Torwartposition ist Deutschland wie gewohnt mit absoluter Weltklasse besetzt. Andreas Wolff, dessen Stern bei der vergangenem EM so richtig aufging und Silvio Heinevetter sind dennoch das logischste und zuverlässigste Gespann, welches der Bundestrainer aus dem großen Fundus an deutschen Toptorhütern benennen konnte.
In Stil und Ausstrahlung könnten sich beide kaum mehr unterscheiden und das ist gut so. Die Chance, dass zumindest einer von ihnen in einem Spiel über sich hinaus wachsen kann wird durch die Gegensätzlichkeit der beiden noch erhöht.
Die Außenpositionen
Auf den Außenpositionen hat Deutschland mit Gensheimer und Dahmke auf der linken Seite genauso viel Potential wie mit Groetzki und Reichmann auf der rechten Seite. Während bei den beiden Rechtsaußen nur schwer über eine klare Hierarchie geurteilt werden kann, wird Uwe Gensheimer auf der linken Seite die klare Nummer 1 geben.
Es ist sogar möglich, dass Rune Dahmke dem letzten Schnitt am 12. Januar, in welchem der Kader noch einmal um vier Spieler reduziert werden muss, zum Opfer fällt. Dennoch konnte der junge Kieler bereits viel Erfahrung im Dress der Nationalmannschaft sammeln und wird im Fahrwasser von Gensheimer zu einem würdigen Nachfolger heranreifen.
Im zweiten Teil unserer Themenreihe „Mission Titelverteidigung“ werden wir inhaltlich den Rückraum und die Kreisläufer der deutschen Handballnationalmannschaft beleuchten.
Autor: Robert Nowacki