Und weiter gehts mit unserer Themenreihe „Mission Titelverteidigung“. Heute abend um 17.15 Uhr startet die deutsche Handball-Nationalmannschaft gegen Montenegro in die Handball Europameisterschaft 2018. Im ersten Teil hatten wir den DHB-Kader im Allgemeinen sowie die Mannschaftsteile Torhüter und Außenpositionen unter die Lupe genommen. Wie sieht es mit dem Rückraum aus?
Rückraum: Diese Jungs sollen es richten
Besonders im Rückraum sind die Voraussetzungen zumindest objektiv betrachtet besser, als in den letzten Jahren. Viele Spieler haben unter Sigurdsson an Erfahrung auf internationaler Ebene gewonnen und sind wesentlich höher einzuschätzen.
Der rechte Rückraum ist dabei seit Jahren die Position, welche qualitativ wohl am hochwertigsten besetzt ist. Mit Häfner, Weinhold und Wiede hat Prokop drei sehr unterschiedliche Spieler, von denen jeder in der Lage ist, einer Partie seinen Stempel aufzudrücken.
Hier bietet sich dem Bundestrainer sogar die Möglichkeit mit zwei Linkshändern im Rückraum zu agieren, was auch vergangenes Jahr bei der WM schon für Probleme bei vielen Abwehrreihen sorgte. Auf dieser Position gehört Deutschland definitiv zu den stärksten Nationen überhaupt.
Auf der Rückraum Mitte Position sieht Christian Prokop Steffen Fäth, Niclas Pieczkowski und Philipp Weber vor. Die beiden letztgenannten teilen sich pikanterweise schon die Spielmacherposition in ihrem Verein SC DhfK Leipzig. Einen von ihnen könnte es auch bei der Benennung des 16er Kaders als Streichkandidat erwischen.
Wer von diesen drei Akteuren die Hauptlast tragen wird, ist schwer zu beurteilen. Steffen Fäth ist der jedoch einzige von ihnen, welcher auch im Verein regelmäßig auf internationalem Niveau spielt. Pieczkowski hat wesentlich mehr Erfahrung in der Nationalmannschaft vorzuweisen als Philipp Weber, konnte bislang bei Turnieren allerdings noch keine tragende Rolle spielen.
Wer wird klassischer Anführer?
Fakt ist, das alle drei vor allem über sehr gute individuelle Fähigkeiten verfügen und viel Torgefahr von der zentralen Rückraumposition entwickeln. Ob einer von ihnen auch zum klassischen Anführer avancieren kann, wird sicherlich entscheidend für den Turnierverlauf der Deutschen sein.
Auf der linken Rückraumposition dürften Julius Kühn und Paul Drux die Hauptangriffslast tragen. Kühn hat sich in den vergangenen zwei Jahren toll entwickelt und gehört sicher zu den wurfgewaltigsten Spielern des Turniers. In Kombination mit dem spielstarken Paul Drux ist Deutschland hier gut aufgestellt. Zudem können auch die oben erwähnten Rückraum Mitte Spieler durchaus im linken Rückraum eingesetzt werden.
Finn Lemke ist als Stabilisator für die Abwehr ein sehr wichtiger Faktor für das DHB-Team. Marian Michalczik aus Minden dürfte trotz einer bislang überragenden Saison wohl einer der ersten Streichkandidaten sein, könnte aber auch zur nächsten großen Überraschung im DHB-Dress werden.
Kreisläufer
Mit Wiencek, Pekeler, Roschek und Kohlbacher stehen vier Kreisläufer im 20er Kader. Da Prokop vermutlich nicht auf Finn Lemke als Abwehrspezialisten verzichten wird, ist die Chance groß, dass hier noch ein Spieler zum Opfer des letzten Schnitts wird.
Es ist davon auszugehen, dass Bastian Roschek vom SC DhfK Leipzig, welcher erstmals 2017 nominiert wurde, dieser Spieler sein wird. Allerdings könnten seine Vorzüge im Defensivverhalten den DHB-Coach auch zu einer Überraschungsnominierung bewegen.
Mit Pekeler und Wiencek hat Prokop allerdings zwei Kreisläufer die auf Weltklassenievau decken können und vor allem die Flexibilität von Pekeler, welcher auch in einer 5:1 Deckung auf der Spitze agieren kann, sind für die deutsche Abwehr von großer Bedeutung.
Jannik Kohlbacher ist mit seiner Beweglichkeit und Durchsetzungskraft im Angriff wohl vor allem wohl eingeplant um oben genanntes Duo in der Offensive zu entlasten.
Fazit
Das DHB-Team kann sich, sofern Verletzungen sich in Grenzen halten, nicht gegen die Favoritenrolle wehren. Viele Spieler, die vor zwei Jahren noch überrascht haben, sind dank konstant guter Leistungen nun nicht mehr zu unterschätzen und in der Bringschuld.
Die unterschiedlichen Spielertypen und taktischen Möglichkeiten zählen zu den Stärken des Teams. Mit Slowenien, Mazedonien und Montenegro hat man zudem vielleicht die leichteste Vorrundengruppe des Turniers erwischt, auch wenn bei einer Europameisterschaft das Niveau deutlich dichter gestaffelt ist als bei einer WM.
Ein Weiterkommen in die Zwischenrunde ist für den DHB Pflicht. Dort warten dann aller Voraussicht nach Spanien, Dänemark und Ungarn. Eine saubere Vorrunde ohne Punktverlust würde ideale Voraussetzungen schaffen, um gegen diese Gegner den Halbfinaleinzug zu erreichen. Dieses Ziel scheint angesichts der Voraussetzungen realistisch und in einem Halbfinale, vielleicht gegen Frankreich oder Kroatien, ist dann sowieso alles möglich.
Wir dürfen in jedem Fall gespannt sein auf unsere „Bad Boys“.
Autor: Robert Nowacki