Handball-EM 2018: Endspiel gegen Spanien

Ausgerechnet der beste Auftritt des DHB bei der bisherigen Europameisterschaft mündete in der ersten Niederlage der EM 2018. Nach dem knappen 25:26 gegen Dänemark läuft nun Alles auf ein Endspiel um den Einzug ins Halbfinale gegen Spanien hinaus.

Dabei sah man zumindest phasenweise endlich wieder ein deutsches Team mit altbekannten Stärken. Doch zahlreiche Schwächen sind leider nach wie vor vorhanden.

Die Torhüter sind im Turnier

Besonders wichtig aus deutscher Sicht ist, dass beide Torleute nach durchwachsenen Leistungen in der Vorrunde nun jeweils ein gutes Hauptrundenspiel abgeliefert haben. Heinevetter gegen Tschechien und Wolff gegen Dänemark gaben der deutschen Defensive um den starken Rückkehrer Finn Lemke Sicherheit.

Dennoch macht das deutsche Team zu wenig aus der guten Defensivleistung. Tempogegenstöße sind rar gesät, eine zweite Welle findet auch aufgrund der vielen Spezialistenwechsel praktisch nicht statt. Genau hier liegt einer der großen Unterschiede zum EM-Erfolg vor zwei Jahren.

Die vorgebliche personelle Breite durch eine ausgeglichene Bank muss stärker von Christian Prokop und seinem Team genutzt werden, denn im Positionsangriff tut sich die Mannschaft sehr schwer. Zwar konnte Julius Kühn endlich eine sehr überzeugende Leistung abrufen, doch vor allem angriffstaktisch wirkt die Mannschaft im Spiel 6 gegen 6 enorm statisch.

Philipp Weber auf der Spielmacherposition überzeugte bislang noch gar nicht und scheint nur wenig Selbstvertrauen für seine Aktionen zu haben. Steffen Fäth machte dies zwar etwas besser, kam aber gegen Dänemark nicht an seine Angriffsleistung aus dem Spiel gegen Tschechien heran.

Zu selten findet der Rückraum zudem zündende Ideen die deutschen Außenspieler in Szene zu setzen, da vornehmlich der Weg ins Zentrum gesucht wurde. Die Verletzung von Füchse-Spieler Paul Drux dürfte diese Situation wohl kaum entspannen. Für ihn wird voraussichtlich der eigentlich ausgetauschte Max Janke zurück in die Mannschaft rutschen.

Endspiel gegen Spanien, WENN Mazedonien patzt

Nichtsdestotrotz hat das DHB-Team im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien wahrscheinlich den Einzug ins Halbfinale selbst in der Hand. Voraussetzung dafür ist, dass Mazedonien entweder gegen Tschechien oder Dänemark nicht gewinnt, ein durchaus realistisches Szenario, auch wenn die Dänen im letzten Hauptrundenspiel gegen Mazedonien wohl als mutmaßlicher Gruppenerster schon Kräfte für die KO-Runde schonen werden.

Mit Spanien erwartet die Deutschen ein defensivstarkes Team, welches allerdings momentan auch nicht auf der Höhe seines Könnens zu sein scheint. Die Iberer leben von einem starken Torwartpaar und einem ausgeglichen besetzten Kader, aus dem sich bislang noch kein allzu dominierender Spieler abzeichnete.

Für einen Sieg muss beim DHB dennoch Vieles stimmen. Vor allem braucht es ein funktionierendes Rückraumtrio, sowie ein verbessertes Umschaltverhalten von Abwehr auf Angriff. Gelingt Prokops Team hier eine Steigerung, ist ein Sieg kein unrealistisches Unterfangen. Das Team mit der besseren Tagesform wird sich am Ende wohl durchsetzen.

Ein kleiner Vorteil für den DHB könnte sein, dass die Spanier nur einen Tag Pause zwischen ihrem vorletzten Spiel gegen Slowenien und dem Showdown mit Deutschland haben werden. Allerdings dürfte auch Spaniens Coach Jordi Ribera im Hinblick auf das „Endspiel“ sein Team gegen Slowenien rotieren lassen.

Am Mittwochabend werden wir schlauer sein und bis dahin bleibt uns nur zu rufen: „Auf geht’s Bad Boys!“

Autor: Robert Nowacki
Geschrieben am 22.01.18

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