Mit dem ersten Gruppensieg über Schweden am Montag hat sich Deutschland alle Chancen auf die EM-Hauptrunde bewahrt. In diesem Spiel gegen einen Gegner auf Augenhöhe wurden sowohl die Stärken, als auch die Schwächen des deutschen Teams augenfällig.
Der große böse Wolff
Wie schon im ersten Spiel gegen die Spanier zeigte sich Routinier Carsten Lichtlein im deutschen Tor glücklos, auch weil die Abwehr im ersten Durchgang oft das Nachsehen hatte. Mit der Einwechslung von Andreas Wolff bewies Dagur Sigurdsson ein gutes Gespür. Bereits in der ersten Hälfte verhinderte der zukünftige Kieler Schlussmann einige Großchancen der Schweden und hielt den Halbzeitrückstand in erträglichem Rahmen.
In Durchgang zwei hatten die Deutschen dann ganz klar den Torwartvorteil auf ihre Seite. Bei den Schweden wussten weder Andersson noch Appelgren im Tor vollends zu überzeugen, während Wolff ganz groß aufspielte und vor allem bei den hundertprozentigen Chancen immer wieder zur Stelle war.
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Variabilität und Unberechenbarkeit
Eine der großen Stärken und Besonderheiten dieser jungen deutschen Mannschaft war bereits nach 15 Minuten zu erkennen. Mit Ausnahme der Flügelzange, hatte Sigurdsson zu diesem Zeitpunkt im Angriff bereits jeden Spieler aus der Startaufstellung ausgewechselt. Die Variabilität und Breite des deutschen Kaders scheint so gut wie lange nicht.
Christian Dissinger, gegen Spanien noch einer der besten Deutschen, erwischte dieses Mal keinen guten Tag. In die Bresche sprangen Spieler wie Steffen Fäth oder der starke Rechtsaußen Tobias Reichmann. Lediglich Kapitän Steffen Weinhold scheint im Angriff mit seiner Dynamik und Erfahrung nicht zu ersetzen, auch wenn sein Backup Fabian Wiede ebenfalls stark aufspielte.
Vielzahl an Abwehrsystemen
Genau wie im Angriffsspiel, ist auch die deutsche Abwehr nur schwer berechenbar. Sowohl 5:1 als auch 6:0 Deckung funktionierten gegen Schweden nicht. In der zweiten Hälfte wurde auf eine 4:2 Deckung umgestellt, was in Zusammenhang mit der Leistung von Andreas Wolff im Tor ganz sicher den Schlüssel zum Sieg darstellte.
Allerdings verwunderte es auch, dass das schwedische Trainergespann im zweiten Durchgang fast 20 Minuten auf die Dienste seinen besten Schützen Johan Jakobsson verzichtete. Für kommende Spiele gilt es nun schneller zur richtigen Formation und Einstellung in der Abwehr zu finden. Gegen Topteams, wie z.B. das Spiel gegen Spanien gezeigt hat, darf man sich keine längeren Wackelphasen erlauben. Am besten sollte das Ganze schon gegen Slowenien korrigiert werden.
Nervosität und jugendlicher Übereifer
Der geringe Altersschnitt der Mannschaft wirkt bisher wie Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite wirkte das Team im ersten Durchgang nervös, schloss oft überhastet ab und versuchte Fehler in der Deckungsarbeit im Angriff mit der Brechstange wieder auszubügeln. Hinzu kam ein äußerst ärgerlicher Wechselfehler von Nicholas Pieczkowski, welcher die größte Schwächephase des DHB in Halbzeit eins einleitete.
Auf der anderen Seite kam das Selbstvertrauen nach dem guten Start in die zweite Hälfte enorm schnell zurück und Spieler wie Dahmke, Fäth oder Wiede versteckten sich nicht, sondern übernahmen Verantwortung, auch wenn es in den letzten fünf Minuten nochmal spannender gemacht wurde, als dies nötig war.
Jetzt kommt Slowenien
Nun hat das DHB-Team gegen Slowenien den letzten unangenehmen Gruppengegner vor der Brust. Die Slowenen trotzten einer schwachen spanischen Mannschaft am Montag einen Punkt ab und haben in Dean Bombac einen sehr starken Spielgestalter. Doch mit einer ähnlich guten Defensivleistung wie im zweiten Durchgang gegen Schweden, sollte Deutschland in der Lage sein das Spiel zu gewinnen und damit die zwei wichtigen Punkte in die Hauptrunde mitzunehmen.
Autor: Robert Nowacki
Schlüsselwörter: Handball, EM, 2016, Andreas Wolff, DHB, Schweden, Slowenien, Sigurdsson