Aktuelles: Wie würde eine „Shotclock“ den Handballsport verändern?

Wie bereits im letzten Post über den Bericht zu „Shotclock“ angekündigt, wollen wir uns, unabhängig davon ob ein Angriffszeitlimit im Handball in naher Zukunft eingeführt wird oder nicht, einmal damit auseinandersetzen, was eine solche Regeländerung für Auswirkungen auf das Spiel an sich haben würde.

Würde das Spiel wirklich schneller werden?

Auch wenn die Befürworter einer sogenannten „Shotclock“ bemängeln, dass das Spiel durch die objektive Auslegung der Zeitspielregel verlangsamt werden würde, handelt es sich bei Handball immer noch um eine der schnellsten Sportarten der Welt. Alfred Gislason schlug kürzlich vor eine feste Angriffszeit von 35 Sekunden einzuführen, um passives Verhalten zu unterbinden.

Im ersten Moment eine sinnvolle Überlegung. Was passiert allerdings, wenn eine Mannschaft zwei Minuten vor Schluss mit zwei Toren in Führung liegt? Normalerweise ist ein Handballspiel bei diesem Spielstand noch lange nicht entschieden. Aber ist die führende Mannschaft im Ballbesitz hat sie die Möglichkeit von diesen verbleibenden 120 Sekunden 70 herunterzuspielen, ohne überhaupt Druck im Angriff entwickeln zu müssen. Eine Einführung der Shotclock würde dementsprechend vielleicht dazu führen, dass ein Handballspiel vor allem in seiner Endphase durch ein in Führung liegendes Team „entschleunigt“ werden könnte.

Hier müsste dann eventuell eine zusätzliche Regelmodifikation greifen um dies zu verhindern. Auch ist es im Gegensatz zum Basketball – wo die Shotclock Grundbestandteil des Regelwerks ist – im Handball so, dass wesentlich häufiger Foul gespielt wird. Die Angriffszeit könnte also im Extremfall bei jedem Pfiff des Schiedsrichters angehalten werden. Somit wäre die „Nettoangriffszeit“ vielleicht etwas kürzer, aber die absolute Dauer eines Handballspiels würde sich um ein vielfaches erhöhen. Würde die Angriffszeit nicht bei jedem Foul angehalten, sieht man sich der Problematik gegenüber, dass Foulspiel quasi durch den Zeitverlust der angreifenden Mannschaft belohnt werden würde.

Würde das Spiel komplexer werden?

Um den oben beschriebenen Problemen aus dem Weg zu gehen, müssten demnach weitere Regelmodifikationen herhalten. Insbesondere müsste die Regel auch für untere Ligen angepasst werden. Oder sollte man auf eine Einführung im Amateursport verzichten? Dies würde sicherlich Kampfrichtern, Vereinen ohne hochmoderne Zeitmesssysteme und Schiedsrichtern entgegenkommen, aber auch einen deutlichen Graben zwischen Breiten- und Leistungssport schlagen. Denn abgesehen von der zusätzlichen Auszeit in den deutschen Profiklassen stützen sich Kreis- und Bundesligaspiele auf ein und dasselbe Regelwerk.

Eine solch radikale Regeländerung könnte also nicht nur Chancen, sondern auch einige Probleme hervorrufen. Vermutlich hat die EHF deshalb für die kommende Saison zunächst einmal keine Änderung der Regel angekündigt, was natürlich nicht bedeutet, dass die Thematik damit endgültig abgeschlossen ist. Vielleicht wäre es sinnvoll wieder ein Zeitlimit bei angezeigtem passivem Spiel einzuführen, um einen Kompromiss zu finden.

Wie sieht eure Meinung zu dieser Kontroverse aus. Seid ihr für oder gegen die „Shotclock“ und womit begründet ihr eure Einstellung?

R. N.

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