In einer neuen Serie werden kleinere individuelle Abwehrübungen vorgestellt. Im folgenden Artikel zunächst mit Ball, in einem zweiten Artikel dann ohne Ball. Die Übungen sind einfach gehalten und sollen den Spielern in direkten 1:1 Situationen die Möglichkeit bieten, ihr individuelles Abwehrverhalten zu verbessern. Gleichzeitig kann der Trainer auf den Einzelspieler eingehen und dessen Abwehrarbeit durch seine Hilfestellungen weiter fördern.
Insgesamt werden vier Übungen vorgestellt. Zur besseren Übersicht sind jeweils zwei Übungen auf einer Grafik dargestellt.
Weitere individuelle Abwehrübungen gibt es aus früheren Artikeln unter den folgen Links:
Wettkämpfe zur Verbesserung des individuellen Abwehrverhaltens
Übung 1 (1):
Aufstellung:
Die Spieler, die die Abwehrübungen durchführen, stehen auf einer der Außen-Abwehrpositionen (hier: AR). Die anderen Spieler positionieren sich am 6m-Kreis, Blickrichtung weg vom Tor. Jeder Spieler hat einen Ball.
Ablauf:
Der erste Abwehrspieler (weiß) läuft von der Außenposition auf die 9m-Linie, um gegenüber dem ersten Angreifer (rot) zu stehen (1). Beide spielen einen Pass/Rückpass (2) und nachdem der Angreifer den Ball zurückerhalten hat, startet dieser zum 1:1 (3). Ist dieses absolviert, läuft der Abwehrspieler zur nächsten Position, um dem nächsten Angreifer gegenüberzustehen (hier: 6x).
Für eine Rotation wechselt der erste Angreifer in die Abwehr. Die übrigen Angreifer rücken eine Position weiter (hier: in Richtung AR) und der Abwehrspieler wird dann auf der Position des Angriffs zum Angreifer.
Coaching-Tipps:
Der Trainer bestimmt zum Anfang die Art der Übung. Soll der Angreifer eine richtige 1:1-Situation erspielen, also versuchen den Abwehrspieler mit einer Körpertäuschung zu überwinden.
Oder soll die Übung der richtigen Abwehrtechnik dienen, wo geübt wird:
- was ist die richtige Fuß- und Armstellung des Abwehrspielers – abhängig von der Wurfarmseite
- wann ist der richtige Zeitpunkt, um auf den Angreifer zuzugehen
- wie wird trotz Kontakt ein weiteres Durchbrechen des Angreifers verhindert
Bei letzterer Übungsform wird die richtige Abwehrtechnik geübt und diese gleich mehrmals hintereinander und jeweils unter unterschiedlichen Voraussetzungen der Angreifer ausgeführt. Der Trainer hat die Möglichkeit, unmittelbar nach jedem Kontakt oder am Ende der Übung einzugreifen. Er bestimmt auch die Intensität des Angreifers.
Wird die Abwehrtechnik grundsätzlich beherrscht und es sollen mehrere 1:1-Situationen entstehen, so kommt hier die konditionelle Komponente mit dazu und der Trainer muss bestimmen:
- wie viele 1:1-Aktionen hintereinander für den jeweiligen Abwehrspieler durchführbar sind
- welche Spielform gewählt wird – mit/ ohne Prellen, welcher Radius, wann ist die Angriffsaktion vorbei
Übung 2 (2):
Aufstellung:
Jeweils zwei Feldspieler sitzen oder liegen an der Mittellinie mit Blickrichtung auf ein Tor. Ein Anspieler steht mit einer Ballkiste hinter ihnen, ein Torwart steht im Tor.
Ablauf:
Der Anspieler bringt mit oder ohne Kommando den Ball ins Spiel und wirft diesen in die offene Spielhälfte. Beide Spieler sprinten zum Ball und möchten diesen aufnehmen. Der Spieler, dem das zuerst gelingt, ist der Angreifer. Der andere Spieler ist der Abwehrspieler. Der Angreifer sucht unmittelbar den Torabschluss, der Abwehrspieler möchte dies verhindern.
Coaching-Tipps:
Der Anspieler kann durch seinen Pass Einfluss nehmen, falls dieser nicht gerade, sondern mehr in die Richtung eines der beiden Spieler erfolgt. Dies kann bewusst gesteuert werden, falls Ungleichheiten innerhalb des Duells in der Schnelligkeit usw. schon vorher bekannt sind. Auch, falls ein Spieler gezielt in die Abwehr oder den Angriff geschickt werden soll. Ansonsten gilt es als freies Spiel, wo es im Wettkampf darum geht, den Ball zu erobern. Vor allem für den Abwehrspieler soll der Fokus darauf liegen, nicht aufzugeben, den Angreifer in seinem schnellen Spiel zu unterbrechen und trotz des anfänglichen „Ballverlustes“ ein Tor zu verhindern.
Übung 3 (1):
Aufstellung:
Vier Abwehrspieler positionieren sich auf einer Linie auf Höhe der 4m-Linie. Sie halten einen Abstand voneinander ein, der als Angriffsradius dient. Ein Angreifer steht auf Höhe der 7m-Linie vor dem ersten Angreifer. Der Angreifer hat einen Ball sowie die Abwehrspieler 2-4.
Ablauf:
Der Angreifer (weiß) spielt mit dem Abwehrspieler (rot) einen Pass/Rückpass (1). Im Anschluss spielen beide eine 1:1-Situation (2). Aufgabe des Angreifers ist es, den Ball hinter der Torauslinie abzulegen. Der Abwehrspieler möchte dies verhindern. Im Anschluss an die Aktion läuft der Angreifer zum zweiten Abwehrspieler (3). Er erhält von diesem einen neuen Ball, spielt einen Pass/Rückpass und es erfolgt die nächste 1:1-Situation.
Coaching-Tipps:
Auch hier muss der Trainer die Vorgaben in Bezug auf die Intensität der Abwehr, Prellen/nicht Prellen oder den endgültigen Aktionsradius des Angriffs im Vorfeld der Übung angeben.
Übung 4 (2):
Aufstellung:
In einer Hälfte stehen sich zwei Spieler an den Seitenlinien gegenüber. Ein Spieler steht in der Mitte zwischen ihnen. Eine Ballkiste steht abseits auf Höhe des mittleren Spielers.
Ablauf:
Der Spieler in der Mitte spielt einen Pass/Rückpass mit einem der beiden äußeren Spieler oder prellt unmittelbar auf diesen zu (1). Dann spielen beide eine 1:1-Situation, wo der mittlere Spieler hinter den Abwehrspieler gelangen muss (2).
Nach erfolgter Aktion läuft der mittlere Spieler zur Ballkiste (3), wieder zwischen die beiden Spieler zurück (4) und startet auf der anderen Seite die 1:1-Situation (5). Im Anschluss läuft er wieder zur Ballkiste (6) und der Ablauf beginnt im Kontinuum von vorne.
Coaching-Tipps:
Die beiden äußeren Spieler erhalten durch das Kontinuum in kurzer Zeit mehrere 1:1 Aktionen des gleichen Spielers. Die Abstände zwischen den Spielern können entsprechend klein gewählt werden, damit der Angreifer nicht zu lange Wege hat und damit, je nach Leistungsstand, mehrere 1:1-Situationen hintereinander durchführen kann. Es kann auch ein zweiter Spieler dazu genommen werden, so dass sich die Angreifer nach jedem Durchgang (1-6) abwechseln.
Als weitere Variante kann gewählt werden, dass jeweils der Abwehrspieler zum neuen Angreifer wird. So ist die Belastung für alle Spieler gleich, wobei der Fokus in dieser Übung auf der Abwehrarbeit liegen soll. Um einen Anreiz zu schaffen, könnte es z.B. auch so sein, dass ein erfolgreicher Angreifer in die Abwehr darf und der Abwehrspieler nun zum Angreifer wird.
Der Trainer bestimmt, ob der Angreifer prellend oder mit Rückpass auf den Abwehrspieler zuläuft und den Aktionsradius des Angreifers.
von Jens R. / Redaktion: Goetz&Media | Sport