Im modernen Handball hat die Geschwindigkeit des Spiels über die Jahre immer weiter zugenommen. Regeländerungen unterstützen dabei das neue Tempo des Handballs. Umso wichtiger ist es daher nun für die Spieler, mit der gerade vollzogenen Situation – abgeschlossener Angriff oder absolvierte Abwehraktion – abzuschließen und sich direkt auf die das veränderte Bild auf dem Spielfeld einzulassen. Oftmals bleibt keine Zeit mehr, über ein Tor großartig zu jubeln, denn der gegnerische Angriff hat schon längst begonnen. Oftmals sogar schon vor dem Torwurf.
Für die Spieler ist es wichtig, auch im Training Situationen vorzufinden, in denen sie nach einer ersten Übung nicht fertig sind und sich wieder anstellen können, sondern unmittelbar danach weiter im Spiel bleiben und gefordert sind.
Im Folgenden werden dafür drei kleine Übungen vorgestellt, welche unterschiedliche Schwerpunkte setzen, aber am Ende das gleiche Ziel haben; der Spieler muss nach der ersten Aktion aufmerksam bleiben und darf nicht abschalten. Diese Sekunden werden ihm und dann vor allem seinen Mitspielern am Ende fehlen.
Übung 1:
Aufstellung:
Die Spieler positionieren sich auf der Rückraum-Position (hier: Rückraum Links). Ein Anspieler steht auf der Mittelposition, ein zweiter Anspieler auf der Position Rückraum Rechts. Es sind Fahnen aufgestellt, die den Laufweg für den ausführenden Spieler markieren. Außerdem, als Option, ein Hütchenparcour, den der Spieler nach seiner ersten Aktion durchlaufen muss. Jeder Rückraumspieler hat einen Ball, eine Ballkiste steht zusätzlich hinter dem Anspieler auf der Mitte. Ein Torwart steht im Tor.
Ablauf:
Der erste Rückraumspieler läuft mit Ball zu der Fahnenstange auf HR (1) und berührt diese. Er dreht sich um und läuft in Richtung der zweiten Fahnenstange (2). Im Laufen passt er den Ball zum Anspieler auf der Mitte (3) und läuft um die Fahnenstange herum wieder in Richtung Tor (4). Er erhält den Ball vom Anspieler auf der Mitte zurück (5), passt diesen aber umgehend zum Anspieler auf Rückraum Rechts (6). Ohne Ball läuft der Spieler weiter zur letzten Fahnenstange (7), bekommt den Ball wieder zugespielt (8) und schließt mit Torwurf ab (9).
Im Anschluss daran läuft der Spieler durch den Hütchenparcour auf die Position des Anspielers auf Rückraum Rechts (10). Dieser ist bereits zur Ballkiste gestartet, nimmt sich einen Ball und stellt sich auf Rückraum Links an (11).
Nach dem Torwurf des ersten Spielers startet unmittelbar der zweite Spieler in der Reihe, absolviert den gleichen Ablauf und kann dann auf den im besten Fall wartenden, neuen Anspieler auf Rückraum Rechts, passen.
Coaching-Tipps:
Der Trainer kann hier an verschiedenen Stellen eingreifen. Die Fahnenstangen eins und drei könnten gegen Feldspieler ersetzt werden, so dass der Angreifer gleichzeitig auch 1:1 Situationen zu leisten hat. Er kann den Abstand der Fahnenstangen verkürzen oder verlängern, ebenso den Weg nach dem Torwurf auf die entsprechende Anspielstation. Somit ist es je nach Leistungsstand anspruchsvoller für den Werfer rechtzeitig auf der Anspielstation zu sein und er muss nicht nur umschalten, sondern dabei auch schnell sein.
Der Trainer kann zudem festlegen, welche Übung nach dem Torwurf absolviert werden soll. Hier beim Hütchenparcour wäre z.B. nach einem Tor die Aufgabe gerade mit Skippings über, bei einem Fehlwurf seitwärts durch den Parcour zu laufen. Auch hier muss der Werfer nicht nur an das Umschalten, sondern gleichzeitig auch noch an eine weitere, korrekte Ausführung denken.
Die Übung kann auch zum Einwerfen des Torwarts genommen werden. Hier ist es dann umso wichtiger, dass alle Spieler zum korrekten Ablauf beitragen.
Übung 2:
Aufstellung:
Die Feldspieler stehen auf einer Position im Rückraum (hier: Rückraum Links). Ein Abwehrspieler steht ihnen gegenüber. Jeweils eine Ballkiste steht hinter den Feldspielern und neben dem Tor.
Beide Tore sind mit einem Torwart besetzt.
Ablauf:
Der Rückraumspieler spielt einen Doppelpass mit dem Abwehrspieler. Danach spielen beide ein 1:1 (1). Der Angreifer wirft auf das Tor (2) und läuft unmittelbar danach zur Ballkiste neben dem Tor, während der Abwehrspieler zum Tempogegenstoß startet (3) und den Ball vom Angreifer zugepasst bekommt (4).
Coaching-Tipps:
Der Trainer muss die Intensität der Abwehr vorgeben. Für einen gelungenen Ablauf sollte der Angreifer zum Wurf kommen. Als Alternative kann aber auch die Vorgabe gelten, dass der Trainer den Angriff bei guter Abwehrarbeit beendet und der Angreifer dann zur Ballkiste laufen muss.
Eine zusätzliche Aufgabe für den Abwehrspieler könnte sein: Er muss zunächst gerade zur Mitte und je nach Torerfolg oder Fehlwurf auf die rechte oder linke Außenbahn laufen, bevor er den Ball vom Angreifer erhält.
Übung 3:
Aufstellung:
Die Übung geht über das ganze Feld. An einem 9m-Kreis stehen drei Angreifer auf den Rückraumpositionen. Innerhalb dieser Spielhälfte stehen zwei Abwehrspieler, in der anderen Spielhälfte ebenfalls zwei Abwehrspieler. Die Tore sind beide besetzt und es steht jeweils eine Ballkiste neben dem Tor.
Ablauf:
Der Torwart bringt den Ball ins Spiel (1) und es wird zwei Mal ein 3:2 gespielt. Aufgabe der Angreifer ist es, den Ball in die andere Hälfte des Spielfeldes zu bringen und dort mit Torwurf abzuschließen. Die Angreifer müssen dafür zunächst die erste Abwehrreihe (2) und direkt im Anschluss die zweite Abwehrreihe (3) überwinden. Gelingt dies, erfolgt der Torabschluss (4).
Direkt danach werden die Angreifer zu Abwehrspielern. Ausnahme bildet der Werfer, dieser bleibt im Angriff und startet nun mit den Abwehrspielern aus der zweiten Hälfte einen neuen, direkten Gegenangriff.
Somit werden die Abwehrspieler aus der jeweiligen Hälfte, wo der Torabschluss geschieht, zusammen mit dem Werfer zum neuen Angriff. Die zwei Angreifer, die nicht auf das Tor geworfen haben, werden umgehend zu Abwehrspielern (5).
Der Torwart bringt den neuen Ball ins Spiel (6).
Coaching-Tipps:
Der Trainer kann unterschiedliche Vorgaben zum Überwinden der Abwehr machen: mit oder ohne Prellen, Rückpässe erlaubt/ nicht erlaubt, ein Kreuzen ist Pflicht oder keine Positionswechsel erlaubt etc.
Es kann entweder mehrmals in der 7er-Gruppe gespielt werden, so dass z.B. vier Mal die Abwehr durchgewechselt wird, und im Anschluss startet eine zweite Gruppe den Ablauf.
Alternativ können auch nach dem Torwurf die Abwehr- bzw. Angriffsspieler gewechselt werden, so dass zwei Spieler das Feld verlassen und ersetzt werden. Dadurch entsteht eine Rotation, wofür nur an den jeweiligen Toren genügend Spieler bereitstehen müssen.
von Jens R. / Redaktion: Goetz&Media | Sport