Das Minimalziel ist erreicht. Mit einer geschlossenen Teamleistung hat die deutsche Handball Nationalmannschaft gegen Slowenien den Einzug in die 2. Gruppenphase perfekt gemacht. Dieses Mal stimmte vor allem die Abwehrarbeit, auch wenn der Gegner insgesamt nicht seinen besten Tag erwischte.
Schiedsrichter agieren auffällig
Der Start ins Spiel wurde jedoch zunächst gründlich in den Sand gesetzt. Bereits früh musste Christian Dissinger zwei Zeitstrafen in Kauf nehmen. Die resultierenden Unterzahlsituationen verhinderten zunächst einen geregelten Spielaufbau der Deutschen gegen die offensive Deckungsreihe der Slowenen. Auch im weiteren Verlauf der fair geführten Partie kam es zu vielen Zeitstrafen auf beiden Seiten.
Die Schiedsrichter sind von der EHF dazu angehalten worden frühzeitig und rigoros progressive Bestrafungen anzuwenden, allerdings sorgte die Auslegung der portugiesischen Unparteiischen des Öfteren für Unverständnis bei beiden Teams.
Abwehr überzeugt
Trotz des zwischenzeitlichen 2:5 Rückstandes zeigte sich die deutsche Defensive wesentlich stabiler als in den beiden vorangegangenen Spielen. Zudem war Andreas Wolff im DHB-Gehäuse insbesondere in der ersten Hälfte immer zur Stelle, wenn es im deutschen Angriff etwas hakte. Dieses Mal gelang es Nationalcoach Dagur Sigurdsson von Beginn an die richtige Abwehrformation für den Gegner zu stellen. Slowenien fehlte die Durchschlagskraft aus dem Rückraum, was der deutschen 6:0 Formation entgegen kam.
Lediglich über den Kreis kassierte man insbesondere im ersten Durchgang zu viele Gegentore, da Sperren nicht aufgelöst werden konnten. Dennoch war die Kompaktheit des Abwehrverbundes deutlich besser und sollte auch zukünftige Gegner vor Probleme stellen.
Kohlbacher bringt Schwung
Im Angriff tat man sich vor allem in den ersten 15 Minuten schwer, auch geschuldet durch zahlreiche Unterzahlsituationen. Dennoch fehlte die Bewegung ohne Ball zuweilen gegen die aggressive slowenische Deckung. Die Hereinnahme von Jannik Kohlbacher an den Kreis erwies sich als Glücksgriff. Als sehr beweglicher Kreisläufertyp gelang es ihm das slowenische Abwehrzentrum in Bewegung zu bringen und Räume für sein Team zu schaffen.
Wie schon gegen Schweden gelang es dem DHB das Spiel zu drehen. Im zweiten Durchgang hielt man den Gegner zudem stets auf Distanz. Zu überzeugend war die Abwehrleistung und erneut zu variabel das eigene Angriffsspiel, auch wenn in den letzten 15 Minuten hier und dort überhastet abgeschlossen wurde.
Ausblick in die 2. Gruppenphase – Dänemark als Schlüsselgegner
In der zweiten Gruppenphase warten nun Russland, Ungarn und Dänemark auf das junge DHB-Team. Die beiden erstgenannten Mannschaften dürften ähnlich wie die Schweden auf Augenhöhe mit der deutschen Mannschaft sein. Ungarn ist dabei der erste Gegner und blieb bislang im Turnier etwas hinter den Erwartungen zurück.
Zum Schlüsselspiel für Deutschland wird wohl ausgerechnet das Spiel gegen Dänemark werden. Die Dänen wirken im bisherigen Turnierverlauf von allen Titelfavoriten am Stabilsten und nehmen genau wie Spanien vier Punkte mit in die Hauptrunde. Da der DHB den direkten Vergleich mit Spanien verloren hat, ist ein Einzug ins Halbfinale fast nur über einen Sieg gegen Dänemark zu erreichen. Zudem sollte kein weiteres Spiel verloren gehen.
Im Prinzip ist die Rechnung einfach: Deutschland braucht drei Siege aus drei Spielen und wäre dann sicher weiter. Kassiert man eine Niederlage gegen Dänemark, muss man sich höchstwahrscheinlich mit den Platzierungsspielen zufrieden geben. Verliert man gegen Russland oder Ungarn ist das Hoffen auf Schützenhilfe angesagt.
Dem DHB ist sicherlich vieles zu zutrauen. Nach dem ersten Hauptrundenspiel gegen Ungarn am Freitag (18:15 Uhr) werden wir schlauer sein.
Autor: Robert Nowacki