Zwei ganz wichtige Komponenten des Torwartspiels sind Koordination und Kondition. Noch genauer differenziert stehen bei den grundlegenden Anforderungen an den Schlussmann die koordinative Reaktionsschnelligkeit und die konditionelle Schnellkraft der Arme und Beine, im Volksmund auch Explosivität genannt, im Vordergrund.
Ein Torhüter, welcher neben einem guten Stellungsspiel und guten Nerven auch in diesen beiden Komponenten hohe Qualität aufweist, kann häufig für sein Team den Unterschied machen.
Mit zahlreichen Übungen kann man Reaktion und Explosivität isoliert trainieren. Noch sinnvoller sind jedoch Übungsreihen, welche beide Fähigkeiten entweder parallel gekoppelt oder in schnellem Wechsel fördern. Zwei simple Praxisbeispiele gibt es im Folgenden von uns.
Wechsel zwischen Reaktion und Explosivität
Die Übung besteht aus zwei einfachen Teilelementen. Zunächst werden ein bis zwei Schützen mit Ballkiste bei sechs Metern benötigt (ideal beim Training mit drei Torleuten). Der übende Torhüter steht auf der Torlinie mit dem Rücken zu den Schützen.
Ein Schütze ist für die „Reaktionswürfe“, der andere für die „Explosivwürfe“ zuständig. Der Reaktionsschütze gibt dem Torhüter ein akustisches Signal und wirft den Ball gleichzeitig in niedriger Geschwindigkeit (lockere Passhärte) deutlich in eine Torecke. Der Torhüter muss versuchen sich direkt nach dem Signal zum Spielfeld zu drehen, zu orientieren und den Pass mit der ballnahen Hand abzufangen.
Direkt nach dem Ballkontakt wird der Ball fallengelassen und der Wurf des „Explosivschützen“ in die gegenüberliegende Ecke abgewehrt. Die Wurfhöhe des zweiten Balles sollte an die Trainingsziele der einzelnen Torhüter angepasst werden (Abwehrmuster hoch/halbhoch/flach). Eine Wurfserie sollte in schneller Abfolge ablaufen: Umdrehen – Reaktionswurf – Explosivwurf – Drehen Richtung Tor – Umdrehen – Reaktionswurf…. Etc. Jede Serie sollte 6 bis 10 komplette Abläufe beinhalten.
Bälle in bestimmter Reihenfolge antippen und abwehren
Auch für diese Übung werden zwei Schützen mit Ballkiste benötigt. Ebenso beginnt der Torhüter die Übung mit dem Rücken zu den beiden. Die Schützen halten in jeder Hand jeweils einen Ball auf unterschiedlichen Höhen. Auf ein akustisches Signal hin, muss der Torhüter sich drehen und die Bälle in den Händen der Werfer in vorgegebener Reihenfolge antippen.
Die Reihenfolge kann dabei nach Höhe (vom niedrigsten bis zum höchsten bzw. umgekehrt) oder Farbgebung der Bälle festgelegt werden. Hat der Torhüter alle Bälle berührt läuft er mit dem Gesicht zu den Schützen rückwärts Richtung Tor in die Grundstellung und muss je einen Wurf in alle vier (oben rechts + links, unten rechts + links) Torecken abwehren, wobei sich die Schützen abwechseln und jeweils ihre kurze Ecke anvisieren.
Dem Torhüter wird also schnelle Reaktion und Orientierung sowie Explosivität beim Antippen der Bälle abverlangt. Im Anschluss liegt das Hauptaugenmerk der Übung auf der Schnellkraftkomponente beim wechselseitigen Abwehren der Würfe.
Eine Übungsreihe sollte 4-5 solcher Zyklen beinhalten, um auch eine konditionelle Forderung im Schnellkraftausdauerbereich zu erreichen.
Autor: Robert Nowacki