Jeder Handballtorhüter hat seinen ganz eigenen Stil und auch ein ihm eigenes Stellungsspiel. Häufig schleichen sich allerdings vor allem in Situationen, in welchen der Torhüter schnell sein Stellungsspiel ändern muss (Abpraller, Würfe von der Außen- oder Kreisposition oder Wechsel im Rückraum) Fehler ein. Ein Torhüter muss also nicht nur wissen, wie er stehen muss, sondern auch schnell zu dieser Position finden. Im Folgenden zeigen wir euch eine Grundübung, mit der man Torhüter insbesondere auf das aktive Verkleinern der freien Torfläche schulen kann.
Problematik zu defensiven Agierens
Viele Torhüter stehen immer wieder vor der Problematik, dass sie zu defensiv, d.h. zu nah an der eigenen Torlinie agieren. Dies hat hauptsächlich zwei verschiedene Gründe: Bei manchen Torleuten ist es die sprichwörtliche Angst vor dem Torwurf, andere vertrauen eher auf ihre Reaktionen, als auf ihr Stellungsspiel.
Zwar sollte man als Torhüter nie berechenbar sein und eine gewisse Variation in sein Stellungsspiel bringen, allerdings gehört das Verkleinern der freien Torfläche durch offensives Stellungsspiel, insbesondere bei Aktionen aus der Nahwurfzone zu den wichtigsten Waffen eines jeden Torhüters (s. dazu Abbildung 1). Dabei existiert für jeden Torwart ein idealer Bereich, der abhängig von Körperkonstitution, Reflexstärke und Beobachtungsgabe ist.
Training mit Markierungen
Torleute, die besondere Probleme damit haben, die Torlinie zu verlassen und so die verfügbare Torfläche für den Werfer aktiv zu verkleinern, können mit ganz einfachen Tricks geschult werden. Am Folgenden Beispiel wird erklärt, wie man als Übungsleiter seinen Torhüter an das aktive Verkleinern der Torfläche gewöhnen kann:
Zwei Werfer Verteilen sich mit je einer Ballkiste auf LA und RA (6 Meter). Vor Übungsbeginn wird mittels Tape, Kreide o.ä. je eine Markierung (s. Abbildung 2: rote Linien) pro Wurfseite für den Torhüter gesetzt, welche er vor jedem Wurf von der entsprechenden Position überschreiten soll.
Die Werfer schließen abwechselnd per Schlagwurf ab. Der Torhüter läuft so schnell wie möglich zwischen den Wurfpositionen hin und her. Die Übungsschleife für ihn sieht dabei folgendermaßen aus:
Rechter Pfosten Ausgangsstellung an rechter Markierung Wurfabwehr LA Sprint zu linkem Pfosten Ausgangsstellung an linker Markierung Wurfabwehr RA Sprint rechter Pfosten Wiederholung der Schleife (ca. 6-10 Würfe pro Seite)
Die beschriebene Übung lässt sich auch für andere Positionen anpassen (z.B. auch von mehr als zwei Positionen, sodass sich der Torhüter auf einer halbkreisförmigen Bahn bewegen kann) und dient dazu Torhüter an das Spiel vor der eigenen Linie zu gewöhnen. Dies sollte jedoch nicht zur Doktrin für das Spiel des Torhüters an sich gemacht werden, da auch mit unkonventionellem Stellungsspiel und vor allem Variation des Torwartverhaltens gegnerische Angreifer verunsichert werden können.
Autor: Robert Nowacki