Trainingseinheit Tempospiel – Ballvortrag

In der nächsten kleinen Serie werden in drei aufeinander folgenden Artikeln jeweils eine komplette Trainingseinheit mit einem besonderen Schwerpunkt vorgestellt. In diesem ersten Teil geht es um das Tempospiel, den sicheren Ballvortrag und die Entscheidungsfindung unter Druck.

Eine Trainingseinheit dauert 90 Minuten.

Aufwärmen: 25 Minuten

Hauptteil: 50 Minuten

Abschluss: 15 Minuten

Aufwärmen – 5 Minuten:

Individuelles Aufwärmen mit anschließendem Dehnen.

Ballgewöhnung Teil 1 – 7 Minuten:

Aufstellung:

Es werden 2er-Gruppen gebildet, mit jeweils einem Ball.

Ablauf:

Die Paare spielen sich variantenreich den Ball zu und bleiben immer in Bewegung.

  • Paralleles Laufen, dabei passen mit der starken und anschließend mit der schwachen Hand
  • Aufeinander zu laufen und wieder von einander weg laufen, dabei passen
  • Nicht nur bei der Wurfhand variieren, auch bei den Passarten, wie Bodenpass, Sprungwurfpass, Pass über das falsche Bein

Vorbereitung für den Pass im Tempogegenstoß:

  • Der Spieler mit Ball passt zu seinem Partner. Im Anschluss startet er in hoher Geschwindigkeit in Richtung anderes Hallenende. Der Partner passt ihm einen weiten, präzisen Ball in den Lauf. Im Anschluss nähern sich beide Spieler passend wieder einander an, der Ablauf beginnt von vorne.

Coaching-Tipps:

Bei der Ballgewöhnung geht es daran, sich (wieder) mit dem Handball vertraut zu machen, seine Schulter und den Bewegungsapparat aufzuwärmen und die Möglichkeit zu nutzen, verschiedene Passvarianten auszuprobieren. Gleichzeitig dient sie als erste Vorbereitung auf den Hauptteil, in dem die Paare sich nach einem kurzen Antritt einen langen Pass zuspielen. Der Trainer sollte darauf achten, dass bereits dieser Teil des Trainings ernst genommen wird, die Spieler sich gut und qualitativ passen und auch die Pässe in den Lauf jeweils ihr Ziel finden.

Ballgewöhnung Teil 2 – 7 Minuten:

Aufstellung:

Je nach Mannschaftsstärke wird die Mannschaft in zwei Gruppen eingeteilt, welche sich jeweils in eine Spielhälfte begeben.

Ablauf:

Bei z.B. sieben Spielern in einer Hälfte werden alle Spieler mit einer Nummer zwischen 1 und 7 versehen. Die Nummer 1 erhält den Ball und muss nun zu Spieler 2 passen. Dieser zu Spieler 3 usw. Spieler 7 passt zu Spieler 1. Sobald z.B. Spieler 2 den Ball erhalten hat, startet Spieler 3 in einen schnellen Lauf innerhalb der eigenen Hälfte. Er erhält den Ball und Spieler 4 ist bereits gestartet.

Coaching-Tipps:

Die Spieler sollen hier unter Druck den Ball präzise in den Lauf passen. Nach der Ballannahme dürfen sie nur drei Schritte machen, müssen direkt schauen, wo ihr Mitspieler ist und den Pass platzieren. Der Trainer kann die Schwierigkeit erhöhen, in dem z.B. keine drei Schritte mehr erlaubt sind, sondern der Ball so schnell es geht weiter gepasst werden muss.

Torwart einwerfen – 6 Minuten:

Der/ die Torhüter haben das voran gegangene Programm mitgemacht.

Aufstellung:

Der Torwart befindet sich im Tor. Die Feldspieler haben sich im Rückraum, jeweils links und rechts positioniert. Drei Hütchen markieren die Laufwege. Bis auf den ersten Spieler haben alle einen Ball.

Ablauf:

Rückraum Links läuft zum Hütchen in der Mitte, berührt dieses (1) und läuft sofort in einem Bogen auf das weitere Hütchen auf seiner Seite zu (2). Dann erhält er den Pass von Rückraum rechts (3) und wirft auf das Tor. Danach startet Rückraum Rechts in den Ablauf.

Coaching-Tipps:

Trotz der Vorübung muss das Einwerfen durch die Feldspieler konzentriert und präzise stattfinden. Der Trainer oder der Torwart sagen das Wurfbild an, z.B. jeweils 1x oben, 1, Mitte und 1x unten. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Feldspieler so in den Bewegungsablauf starten, dass die Würfe für den Torwart ohne Pause hintereinander auf das Tor kommen.

Passübung – 10 Minuten:

Aufstellung:

Zwei Gruppen von Feldspielern positionieren sich jeweils in einer Ecke des Spielfeldes und parallel gegenüber an der Mittellinie. Jeweils ein Torhüter befindet sich im Tor mit jeweils einem Ballkasten.

Ablauf:

Der Spieler in der Ecke startet in Spielgeschwindigkeit in einem Bogen in Richtung Mittellinie (1). In dieser Zeit läuft der Torwart zum Ballkasten und passt anschließend dem Feldspieler den Ball in den Lauf (2). Kurz vor diesem Ballerhalt startet der Spieler von der Mittellinie in Spielgeschwindigkeit in einem Bogen in Richtung Tor (3), erhält schließlich den Ball zugepasst (4) und schließt mit Torwurf ab (5). Die Feldspieler aus der Ecke stellen sich dann an der Mittellinie und die Feldspieler von der Mittellinie in der parallelen Ecke auf. Spielrichtung ist nun das andere Tor.

Coaching-Tipps:

Abhängig vom Leistungsstand kann die Geschwindigkeit angepasst werden. Ziel muss sein, dass ein flüssiger Ablauf entsteht und die Pässe sauber in den Lauf gespielt werden können. Der Trainer kann sich z.B. in den Passweg des Torwarts stellen, so dass dieser gezwungen ist, noch präziser zu passen.

Als Erweiterung lassen sich zudem Abwehrspieler dazu nehmen.

  • Zunächst ein Abwehrspieler im Bereich hinter der Mittellinie, der die Aufgabe hat, den Pass vom ersten zum zweiten Spieler zu stören.
  • Dann ein Abwehrspieler im Bereich von 9m, der den heranlaufenden zweiten Spieler stört.
  • Und/ Oder beide Abwehrspieler zusammengenommen, so dass ein 2:2 entsteht. Dazu läuft der erste Feldspieler nach seinem Pass durch und ist anspielbereit. Der Abwehrspieler hinter der Mittellinie lässt sich zurückfallen.

Passübung 2 – 10 Minuten:

Aufstellung:

Zwei Gruppen von Feldspielern positionieren sich jeweils in einer Ecke des Spielfeldes. Jeweils ein Torhüter befindet sich im Tor mit jeweils einem Ballkasten. Ein Abwehrspieler befindet sich jeweils in einer Spielhälfte in der Mitte.

Ablauf:

Die sich in den Ecken befindlichen Spieler laufen in Spielgeschwindigkeit in Richtung 7m-Punkt (1) und erhalten den Pass vom Torwart (2). Die Feldspieler müssen nun den Ball zum anderen Tor gegen die Abwehrspieler vortragen und mit Torwurf abschließen.

Coaching-Tipps:

Die Angreifer spielen 2x ein 2:1. Abhängig vom Leistungsstand kann das Prellen erlaubt sein oder eben nur drei Schritte, der Aktionsraum durch Hütchen begrenzt oder z.B. eine Kreuzaktion, mit oder ohne Ball, als Pflicht vor dem Torwurf eingeführt werden. Die Intensität und Aktivität der Abwehrspieler muss vorher bestimmt werden,

Passübung 3 – 10 – 15 Minuten:

Aufstellung:

Zwei Gruppen von Feldspielern befinden sich jeweils in einer Spielfeldecke. Ein Torwart im Tor, die Bälle liegen im Ballkasten neben dem Tor. Hütchen markieren die Laufwege, zwei Abwehrspieler haben sich positioniert.

Ablauf:

Einer der beiden Feldspieler startet in Spielgeschwindigkeit und läuft an der Außenlinie entlang (1). Kurz vor dem Hütchen spielt der Torwart ihm den Ball zu (2). Zeitgleich startet auch der andere Feldspieler zu seinem Hütchen (2).

Der Abwehrspieler verteidigt den Angreifer unmittelbar nach dessen Ballbesitz, so dass dieser sofort gestört wird. Der zweite Feldspieler sollte nun anspielbereit sein, so dass dann ein 2:2 gespielt werden kann, wo sich die Feldspieler von den Abwehrspieler lösen und frei laufen müssen.

Coaching-Tipps:

Das Agieren der Abwehrspieler bestimmt die Übung. Sie sollen sofort nach der Ballentnahme beim Feldspieler sein und Druck aufbauen, ihm aber dennoch die Möglichkeit lassen, eine Entscheidung zu treffen und den Mitspieler zu suchen. Beim 2:2 haben die Abwehrspieler zunächst Nachteile aufgrund der Größe des Spielfeldes, die Feldspieler müssen dies aber auch nutzen, sich freilaufen und nach der Ballabgabe ständig in Bewegung bleiben.

Passübung 4 – 10 – 15 Minuten:

Aufstellung:

Drei Gruppen von Feldspielern stellen sich jeweils in den beiden Spielfeldecken und in der Mitte des 6m-Kreises auf. Jeweils ein Torwart ist im Tor, die Bälle sind im Ballkasten neben dem Tor. Ein Abwehrspieler ist auf Höhe der Mittellinie positioniert, ein weiterer Abwehrspiel auf Höhe Hinten Rechts bei 9m. Hütchen markieren an dieser Stelle das Spielfeld.

Ablauf:

Der Spieler in der rechten Ecke startet in Spielgeschwindigkeit in einem Bogen in Richtung Mittelkreis (1). Er erhält einen Ball vom Torwart in den Lauf gespielt (2). Gleichzeitig starten die Spieler in der anderen Ecke und in der Mitte (2). Der Feldspieler aus der rechten Ecke spielt den Ball zum Feldspieler aus der linken Ecke (3), diese passt den Ball weiter zum Spieler aus der Mitte (4). Der Abwehrspieler soll diesen Pass stören.

In der Zwischenzeit ist der Spieler aus der rechten Ecke weitergelaufen (5) und erhält schließlich den Ball zurück. Auch diesen Pass kann der Abwehrspieler an der Mittellinie stören. Der Spieler aus der linken Ecke ist ebenfalls durchgelaufen, so dass sich nun gegen den Abwehrspieler auf Hinten Rechts ein 2:2 ergibt.

Coaching-Tipps:

Der Trainer kann anhand des Leistungsstandes die Aktionen der Abwehrspieler steuern und vorgeben, ob sie nur stehend ein klein wenig stören oder spielnah den Ballbesitzenden verteidigen sollen.

Wichtig hierbei für die Feldspielerist ist das richtige Timing, das passende Kreuzen der Laufwege und der sichere Ballvortrag in Wettkampfgeschwindigkeit.

Abschluss – 15 Minuten:

Aufstellung:

Jeweils drei Feldspieler positionieren sich ganz links und ganz rechts an der Außenlinie sowie in der Mitte. Zwei Teams stehen jeweils bei 9m, das dritte Team steht an der Mittellinie. Die Tore sind mit jeweils einem Torwart besetzt. Ein Ball ist zu Beginn beim Team an der Mittellinie, die übrigen Bälle in einem Ballkasten neben den beiden Toren.

Ablauf:

Gespielt wird ein 3:3 Überschlagsspiel. Die Mannschaft an der Mittellinie spielt auf eines der beiden Tore gegen die dort stehende Mannschaft. Nach dem Torabschluss läuft diese Mannschaft in die andere Hälfte und spielt gegen das dritte Team. Den Ball dafür erhalten sie vom Torwart. Die gerade noch angreifende Mannschaft wird zur Abwehr usw. Die Abwehrspieler nehmen die Angreifer ca. 5m hinter der Mittellinie entgegen.

Coaching-Tipps:

Aufgrund der bisherigen Übungen in dieser Trainingseinheit ist der Spielaufbau bewusst breit angelegt. Die Feldspieler sollen zum einen weite Pässe zu ihren Mitspielern in den Lauf spielen und gleichzeitig durch schnelles Antreten, Richtungswechsel oder dem Kreuzen der Laufwege die Abwehrspieler überwinden und immer anspielbereit sein.

von Jens R. / Redaktion: Goetz & Media | Sport

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