Trainingseinheit: Einführung leeres Kreuzen

In der aktuellen kleinen Serie werden in drei aufeinander folgenden Artikeln jeweils eine komplette Trainingseinheit mit einem besonderen Schwerpunkt vorgestellt. Im ersten Teil ging es um das Tempospiel, den sicheren Ballvortrag und die Entscheidungsfindung unter Druck.

In diesem Teil wird das Einführen eines leeren Kreuzens im Rückraum vorgestellt.

Die Trainingseinheit dauert 90 Minuten.

Aufwärmen: 20 Minuten

Hauptteil: 55 Minuten

Abschluss: 15 Minuten

Aufwärmen – 5 Minuten:

Individuelles Aufwärmen mit anschließendem Dehnen.

Ballgewöhnung Teil 1 – 10 Minuten:

Aufstellung:

Es werden 2er-Gruppen gebildet, mit jeweils einem Ball. Die Paare stellen sich gegenüber auf, parallel zur Mittellinie mit einem Abstand von einigen Metern.

Ablauf:

Die Paare spielen sich den Ball zu:

  • zunächst mit der starken Armseite, anschließend mit der schwachen
  • laufen beim passen aufeinander zu und wieder voneinander weg. Passen mit dem starken und dem schwachen Arm, im vorwärts und rückwärts laufen sowie mit beiden Händen über dem Kopf und vor der Brust
  • positionieren sich kurz vor der Seitenauslinie und spielen harte, präzise Pässe aus dem Schlagwurf und dem Sprungwurf

Vorbereitung für den Pass im leeren Kreuzen:

  • der Spieler ohne Ball läuft von der Seitenlinie aus auf den Partner mit Ball in einem leichten Bogen zu (1) und erhält ca. in der Mitte den Ball (2). Er macht eine Wurftäuschung (3) und spielt den Ball zurück zum Partner (4). Im Anschluss läuft der Spieler wieder auf seine Position zurück (5) und erhält den Ball zugespielt (6). Der Ablauf beginnt für die andere Seite. Nach einigen Durchgängen bzw. der sicheren Ausführung wird die Blickrichtung geändert, so dass nun der jeweilige Spieler von der anderen Seite aus anläuft.

Coaching-Tipps:

Neben der Ballgewöhnung und dem Aufwärmen des Schulterapparates geht es am Ende dieses Trainingsabschnittes darum, einen ersten Bewegungsablauf des leeren Kreuzens einzuführen. Dabei kann der anlaufende Spieler tempomäßig in zwei Phasen agieren: Im Bogenlauf etwas langsamer und beschleunigen, wenn es auf das Tor zu geht. Da es sich hier noch um das Aufwärmen handelt, sollte die Übung im mittleren Tempo geschehen. Wichtiger ist die korrekte Wurftäuschung, mit Blick und Oberkörper Richtung Tor sowie die präzisen Pässe des jeweiligen Spielers.

Torwart einwerfen – 5 Minuten:

Der/ die Torhüter haben sich während der Ballgewöhnung der Spieler individuell aufgewärmt. Passende Übungen dazu finden sich hier:

Torhüter im Fokus

Erwärmungsspiel

Erwärmung und Reaktion

Torwarttraining mit Luftballon

Aufstellung:

Der Torwart befindet sich im Tor. Die Feldspieler haben sich im Rückraum, jeweils Halblinks und Halbrechts ohne Bälle positioniert. Zwei Hütchen markieren die Laufwege. Der Trainer steht am 7m-Punkt mit einer Ballkiste.

Ablauf:

Rückraum Links startet und läuft in einem Bogen um das entferntere Hütchen herum (1) erhält den Ball vom Trainer (2) und wirft für den Torwart in die vorgegebene Ecke. Gleichzeitig startet RR mit dem selben Ablauf (2).

Coaching-Tipps:

Trotz der Vorübung muss das Einwerfen durch die Feldspieler konzentriert und präzise stattfinden. Der Trainer oder der Torwart sagen das Wurfbild an, z.B. jeweils 1x oben, 1, Mitte und 1x unten. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Feldspieler so in den Bewegungsablauf starten, dass die Würfe für den Torwart ohne Pause hintereinander auf das Tor kommen.

Außerdem sollte auch hier schon der Bewegungsablauf aus der Ballgewöhnung fortgesetzt werden, also eine Temposteigerung kurz vor Erhalt des Balles erkennbar sein.

Übung 1 – 10 Minuten:

Aufstellung:

Gleiche Aufstellung wie beim Einwerfen ohne Ballkiste und Trainer. Nun hat jeder Feldspieler einen Ball, bis auf den ersten Spieler auf RL.

Ablauf:

Auch der Ablauf ähnelt dem beim Einwerfen. Anstatt des Trainers spielt aber nun der Mitspieler auf der anderen Rückraumposition den Ball zu. RL läuft im Bogen an (1), erhält den Ball von RR (2) und schließt mit Torwurf ab (3). Nun folgt die andere Seite.

Coaching-Tipps:

Der Grundablauf erfährt nun eine Erweiterung, so dass dem anlaufenden RL der Ball von RR zugespielt wird. Nach den ersten Würfen kann hier das Tempo nach und nach bis zur Spielgeschwindigkeit gesteigert werden, so dass eine deutliche Temposteigerung des RL erkennbar ist. Der Pass von RR muss gut abgestimmt sein, so dass RL diesen im Lauf erhält und sich mit drei Schritten in Wurfdistanz zum Tor befinden kann.

Nach dem der Ablauf funktioniert kann die Übung erweitert werden:

  • ein Abwehrspieler als Block
  • ein Kreisspieler und ein Abwehrspieler
    • der Abwehrspieler muss entscheiden, ob er offensiv heraustritt oder den Kreis deckt. Der Angreifer muss entsprechend entscheiden
    • der Kreisspieler blockt den Abwehrspieler an dessen Außenseite, so dass der Angreifer an ihm vorbei werfen kann.

Übung 2 – 15 Minuten:

Aufstellung:

Zur vorangegangenen Aufstellung wird Rückraum Mitte dazu genommen. Eine Ballkiste steht auf RM. Zwei Abwehrspieler befinden sich als Innen Links und Innen Rechts in der Abwehr. Zwei Hütchen markieren die Abwehrpositionen Hinten Links und Hinten Rechts.

Zu Beginn wird der Angriff ohne Abwehrspieler geübt, bis RM in den Ablauf mit eingebunden ist.

Ablauf:

Der Ablauf wird der Übersicht halber im Folgenden immer ausgehend von Rückraum Links beschrieben. Im Training sollten beide Seiten gleichermaßen und abwechselnd trainiert werden.

Nach einmaligem Durchspielen übt RM Druck auf das Tor aus (1) und passt den Ball zu RR (2). Im Anschluss läuft er im Bogen mit Blick zum Tor auf die Position Rückraum Links (3). RL wiederum läuft nun in dem schon vorher trainierten Bogen auf die Mitte (2) und erhält den Ball von RR (4). RL werden nach dem Ballerhalt verschiedene Optionen vorgegeben:

  • Wurf (schwarze 5)
  • Pass zum RR, RR wirft (blaue 5)
  • Pass zum RM, RM wirft (rote 5)
  • RL kreuzt direkt mit RR (grüne 5)
    • RR wirft
    • Parallelpass zum RM, RM wirft
  • anders: RR passt nicht zu RL sondern spielt den langen Parallelpass zu RM, RM wirft

Im Anschluss daran werden zwei Abwehrspieler dazu genommen, die Optionen für den Angriff werden nun, in Überzahl, gegen die Abwehr ausgespielt.

Coaching-Tipps:

Im Vordergrund steht zunächst der richtige Ablauf, in dem es zahlreiche Varianten gibt. Im Grundablauf übt RM leichten Druck auf die Abwehr aus, spielt den Ball dann zu RR. Er hält Blickkontakt mit der Abwehr. RL läuft hinter ihm in einem Bogen und erhöht die Geschwindigkeit, sobald es in Richtung Tor geht. RR spielt den Pass zum anlaufenden RL.

Ist der Ablauf präzise und flüssig, werden die zwei Abwehrspieler mit dazu genommen. Es entsteht ein 3:2, wo RL zunächst die Aufgabe hat, mit seinem Bogen weit über die Mitte auf IL bzw. zwischen IL und HR zu laufen. Aus diesem Auftakt sollen die oben aufgezeigten Varianten gespielt werden.

Übung 3: 15 Minuten:

Aufstellung:

Als Ergänzung zur Übung 2 kommt im Angriff nun ein Kreisspieler mit dazu. Die Hütchen in der Abwehr werden durch Spieler ersetzt. Es entsteht ein 4:4.

Ablauf:

Auch der Ablauf bleibt wieder gleich: Auftakt durch den anlaufenden RM (1), der den Pass zu RR spielt (2) und im Bogen auf RL läuft (3). Gleichzeitig läuft RL im Bogen über die Mitte (2) und erhält den Pass von RR. KM steht standardmäßig an der Außenseite von IL.

Coaching-Tipps:

RL hat die Aufgabe, zunächst die mögliche Sperre des KM auszunutzen. Er muss entscheiden, ob er hier zum Tor durchbrechen kann, den Parallelpass spielt oder ein Kreuzen mit RR beginnen kann (abhängig vom Verhalten der Abwehr). KM muss ebenfalls entsprechend reagieren. Alle in Übung 2 eingeführten Varianten können gespielt werden. Außerdem kann KM für die Ausgangsposition auch zwischen HL und HR gestellt werden, mit einer Sperre an der Innenseite bei HR, um die Abwehr zu teilen. Der Trainer bestimmt die Intensität der Abwehr, so dass der Angriff zunächst die Abläufe weiter üben kann.

Abschluss – 15 Minuten:

Aufstellung:

Es wird ein 6:6 gespielt. Der Angriff startet an der Mittellinie.

Ablauf:

Der Ball wird in die Hälfte getragen, der Kreisläufer positioniert sich. Auftakt ist das leere Kreuzen mit einer der bisher trainierten Varianten.

Coaching-Tipps:

Die letzte Übung kann als Wettkampf stattfinden, z.B. dass jede Mannschaft fünf Angriffe erhält und es mehr erfolgreiche Abschlüsse zu erzielen gilt. Dem Angriff sollte vor jedem Start eine kurze Zeit der Abstimmung eingeräumt werden, um einen geeigneten Auftakt zu bestimmen.

von Jens R. / Redaktion: Goetz&Media | Sport

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