EM 2016 – „Quo vadis“ DHB-Auswahl?

Am 16. Januar beginnt für die Auswahl des Deutschen Handballbundes die Handball-EM der Männer mit dem Auftaktspiel gegen Spanien. Bereits im Vorfeld musste das Team um den Bundestrainer Dagur Sigurdsson einige Rückschläge hinnehmen.

Mit Paul Drux, Patrick Wienczek und der Löwenflügelzange bestehend aus Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki fehlen einige der wichtigsten Stützen im DHB-Team.

Nach wie vor Aufbruchstimmung

Dabei machten vor allem die Leistungen in der Qualifikation sowie die Vorbereitungsspiele im Supercup Hoffnung. Im Supercup konnte man sich gegen Serbien, Slowenien und Brasilien souverän durchsetzen. Keins dieser Teams gehört in die Weltspitze, doch es handelt sich hierbei auch nicht um Laufkundschaft und Bundestrainer Sigurdsson fand ein gesundes Maß zwischen Experimentieren und Einspielen verschiedener Formationen.

Die Förderung und Integration junger Spieler scheint dem Isländer dabei besser zu gelingen als seinen Vorgängen im Bundestraineramt. Im vorläufigen Kader stehen zahlreiche Spieler im Alter von 20 bis 25 Jahren, die ihr erstes Turnier im Dress der Nationalmannschaft spielen werden.

Deutschland ist breit aufgestellt

Dass diese jungen Spieler in der Lage sind auf Topniveau mitzuhalten, hat man bereits während des Supercups gesehen. Aber auch in der Bundesliga gibt es mittlerweile einen kleinen Trend, dass junge deutsche Spieler wieder mehr Spielanteile erhalten.

Die Füchse Berlin gingen bereits vor ein paar Jahren mit gutem Beispiel voran und setzten auf junge Spieler und deren Entwicklungspotential. Fabian Wiede und Paul Drux, der jedoch aufgrund von fehlender Spielpraxis wohl in diesem Jahr nicht mit zur EM fahren wird, sind im Moment die besten Beispiele für den Erfolg dieser Arbeit.

In diesem Jahr machten insbesondere die HSG Wetzlar mit vielen deutschen Talenten wie z.B. dem vielversprechendem Kreisläufertalent Jannik Kohlbacher sowie Überraschungsaufsteiger DHfK Leipzig auf diese Weise auf sich aufmerksam. Selbst der THW Kiel stellt mit Christian Dissinger und Rune Dahmke zwei junge Akteure, die zuletzt auch tragende Positionen beim Rekordmeister ausfüllten, im vorläufigen EM-Kader.

Was können wir erwarten/hoffen

Trotz dieser erfreulichen Tendenzen sollte die Erwartungshaltung an unser Nationalteam nicht zu hoch angesetzt werden. Die deutsche Gruppe C mit Spanien, Schweden und Slowenien ist ganz sicher nicht zu unterschätzen. Spanien ist sicher der Favorit auf den Gruppensieg und mit einer Niederlage im ersten Spiel wäre Deutschland unter brutalem Zugzwang.

Wenn die Mannschaft allerdings ihr Potential abruft und vor allem die zuletzt gezeigten Stärken im Defensivverhalten bestätigen kann, ist der Einzug ins Viertelfinale ein realistisches Minimalziel.
Bei aller Euphorie sollte man den jetzigen Kader allerdings vor allem als Versprechen an die Zukunft des deutschen Handballs sehen. Denn auch, wenn Talent und mannschaftliche Geschlossenheit vorhanden sind, ist man im Bezug auf die individuelle Klasse in vielen Mannschaftsteilen noch unterlegen was den Vergleich mit Topnationen angeht.

Lediglich auf der Torhüterposition mit Wolff und Lichtlein sowie im rechten Rückraum in Person von Kieler Steffen Weinhold, besitzt man herausragendes Spielermaterial.
Ansonsten wird der Plan von Sigurdsson wohl eher darauf abzielen über mannschaftliche Breite und einen guten Teamgeist zum Erfolg zu kommen. Eine entscheidende Rolle wir auch die Verfassung von Spielmacher Martin Strobel spielen. Er ist die einzige international erfahrene Option auf der Rückraum Mitte Position und konnte sich zuletzt auch als Dreh- und Angelpunkt im deutschen Angriffsspiel behaupten.

Für den DHB stehen vor Beginn der EM noch drei Tests gegen Tunesien (05. Januar) und Island (2 Spiele: 9./10. Januar) an. Dann wird es am 16. Januar ernst und wir hoffen, dass der leichte Aufwärtstrend unter Sigurdsson bei der EM seine Fortsetzung findet.

Autor: Robert Nowacki

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