Vorschau auf die Handball WM 2015

Die WM 2015 in Katar beginnt am 15.1 und die deutsche Mannschaft mit von der Partie. Vom Zustandekommen der Teilnahmeberechtigung des DHB mag man halten was man will, Fakt ist, dass das Turnier die erste große Bewährungsprobe für Bundestrainer Dagur Sigurdsson und dessen neuen Kurs ist.

Frisches Blut in den Adern des DHB

Bereits in der EM-Qualifikation hat Sigurdsson gezeigt, dass er einen anderen Weg gehen will als sein Vorgänger Martin Heuberger. So durften sich viele junge Spieler über ihr Debüt im deutschen Dress freuen. Einige davon haben es auch in den vorläufigen Kader für die WM geschafft. Besonderes Augenmerk gilt dabei sicherlich Paul Drux und Matthias Musche, die beide ihren WM-Platz sicher haben dürften. Auch mit Personalien wie Jens Schöngarth, Erik Schmidt und Fabian Böhm, die alle im vorläufigen Kader stehen, bewies Sigurdsson Mut.
Des Weiteren wurde das Abwehrsystem deutlich flexibler gestaltet als in den letzten Jahren. Der isländische Trainer hat mit der Einführung einer 3:2:1 Deckung begonnen. Dennoch dürfte die bewährte 6:0-Deckung das maßgebliche Abwehrsystem in Katar bleiben.

Angriff als Sorgenkind und Wundertüte

Sorgenkind des DHB ist vor dem Turnier wie auch in den vergangen Jahren die Offensivabteilung und hier insbesondere der Rückraum. Mit Steffen Weinhold steht nur ein Rückraumakteur von internationalem Topniveau bereit. Sein Backup wird entweder Michael Müller oder der junge Jens Schöngarth sein. Auf der Mittelposition hat Sigurdsson mit Strobel, Kneule und Kraus drei unterschiedliche Spielertypen, welche ihm diverse Möglichkeiten eröffnen.

Dennoch fehlt allen dreien die Führungskraft, welche man sich auf dieser Position durch jahrelange Topleistung im DHB-Dress erarbeiten muss. Es bleibt zu hoffen, dass einer der drei Spielmacher während des Turniers über sich hinauswächst, wobei dies am ehesten wohl „Mimi“ Kraus zuzutrauen ist. Die Außenpositionen sind mit dem Gespann Gensheimer/Groetzki international topbesetzt und bieten zudem mit Sellin und Musche zwei hoffnungsvolle Youngster, welche die Möglichkeit erhalten bei der WM ihre Rolle im DHB-Trikot zu festigen.
Die Kreisposition ist mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler vielversprechend besetzt. Allerdings könnte die unzureichende Eingespieltheit zwischen Rückraum- und Kreisposition für das deutsche Team zum Problem werden.

Grundlage bleibt die Abwehr

Dagur Sigurdsson tat gut daran zu betonen, dass man vor allem über ein stabiles Abwehrsystem zum Erfolg kommen möchte. Mit dem Torhütergespann Heinevetter/Lichtlein verfügt man über eines der nominell stärksten bei der WM. In den Vorbereitungsspielen gegen Island zeigte sich außerdem, dass die Abwehr insbesondere im Zusammenspiel mit den Torleuten und den Mittelblockspielern Schmidt, Wiencek und Kneer schon ganz gut funktionierte.

Generell befindet sich die Mannschaft in einer dankbaren Situation. Die Erwartungshaltung ist gering. Das Erreichen des Achtelfinales wird das Minimalziel sein. Das DHB-Team kann aufgrund seiner neuen Zusammenstellung und vieler frischer Kräfte durchaus zum unangenehmen Gegner bei dieser WM werden, auch wenn es gegen die ganz Großen wohl nur mit einem perfekten Tag zu Siegen reichen wird. Sigurdsson hat mit seinen Personalentscheidungen durchaus einen Boden für eine bessere Zukunft im deutschen Handball bereitet, indem er junge Spieler ins Team integriert hat und zudem auf ein flexibleres Abwehrsystem setzt.

Erfolg oder Misserfolg: Vieles wird wie immer im Handball von Kleinigkeiten abhängen.

Autor: Robert Nowacki

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